Deniz Utlus viel diskutierter und hoch gelobter Roman Vaters Meer erzählt von einem Schicksalsschlag, der eine ganze Familie trifft, von einer Vater-Sohn-Beziehung, die abrupt endet, von Migration und Zugehörigkeit.
Der autofiktionale Text handelt vom Vater Zeki, der nach zwei Schlaganfällen bis zu seinem Tod gelähmt ist und sich nur noch mit seinen Augen verständigen kann. Sein Sohn Yunus erzählt episodisch dessen Leben nach: wie der Vater von seinem Geburtsort in Südanatolien, den er geradezu märchenhaft schildert, nach Istanbul reiste und schliesslich auf einem Schiff nach Hamburg stieg. Später schildert er nuanciert das Leben der Familie in Hamburg, wo der kranke Vater gepflegt werden muss. Die Erinnerungen bilden ein warmherziges Portrait eines vielschichtigen Mannes, dessen Sohn im Festhalten eine eigene Identität sucht.
Deniz Utlu, *1983 in Hannover, ist ein deutscher Schriftsteller und eine wichtigsten literarischen Stimmen zurzeit. Er schreibt neben Romanen auch Theaterstücke, Lyrik und Essays (u. a. für FAZ, SZ, Tagesspiegel und Der Freitag). Für seine Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet.
Moderation: Thomas Strässle
