Das kleine Mädchen Marina lügt gern und mit poetischer Hingabe. Ein Akt rebellischer Selbstbehauptung gegenüber einer Welt, in der es die strengen Regeln der Mutter gibt, um deren Liebe sie ringt, aber auch den glutäugigen Vater, der erst mittags aufsteht und sich an keinerlei Regeln zu halten scheint. Einer Welt, in der sie getauft und trotzdem jüdisch sein soll – wie ihr russischer Grossvater, den die Mutter verachtet. Marina
Jarre erzählt von der Kindheit im multikulturellen Riga der 1930er Jahre. Vom jähen Bruch, als sie nach der Trennung der Eltern zu ihren Grosseltern ins faschistische Italien kommt. Von der Aneignung einer neuen Sprache, in der sie zu ihrer Stimme und ihrer Wut findet, in der sie mit ihren Kindern spricht und sich von der Tochterrolle befreit, von der Wandlung der kleinen Lügnerin zur grossen, wahrhaftigen Schriftstellerin.
Über die Autorin / über den Autor:Marina Jarre (1925-2016) wurde in Riga als Tochter eines lettisch-russisch-jüdischen Vaters und einer waldensisch-italienischen Mutter geboren. Mit zehn Jahren kam sie zu ihren italienischen Grosseltern nach Torre Pellice, südwestlich von Turin. Jarre gilt als eine der wichtigsten Stimmen der italienischen Literatur der Moderne.
Verena von Koskull, geboren 1970, übertrug unter anderem Carlo Levi, Goliarda Sapienza, Edoardo Albinati, Alba de Céspedes und Antonio Scurati ins Deutsche. 2020 wurde sie mit dem Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis ausgezeichnet.
Preis: CHF 33.50