Nuri Bilge Ceylan

Once Upon a Time in Anatolia

151 Minuten lang, den Atem beinahe anhaltend, folgte ich gebannt diesem Kriminalfilm, der zum grossen Teil als Roadmovie angelegt ist und sich durch eine bestechend schöne Fotografie heraushebt. Die Bilder sind wie eingewebte Traumsequenzen, welche das Rätselhafte der Geschehnisse unterstreichen. Während  3/4  des Filmes tappen die Polizisten, der Staatsanwalt und der Arzt tatsächlich im Dunkeln, so dass, als endlich der Morgen anbricht, auch mir ein Stein vom Herzen fällt. Endlich Sauerstoff in Form von Tageslicht. Doch auch dieses bringt nicht alles ans Licht. Es geht weiter ohne Eindeutigkeiten, so dass auch am Ende des Films vieles den eigenen Gedanken der Betrachterin oder dem Betrachter überlassen bleibt: Was ist wohl tatsächlich vorgefallen? Wieso handelt der Arzt so, wie er handelt? etc. Das Gute und das Böse als scharf voneinander abgetrennte Kategorien halten der Realität nicht Stand. Der Regisseur Nuri Bilge Ceylan masst sich nicht an, eine eindeutige Wahrheit auszusprechen. Diesem eindrücklichen, voller Schwermut und trotzdem manchmal mit ein bisschen Komik versehenen Film lohnt es sich einen Abend zu widmen! Er ist eine Entdeckung! ap

Klappentext:

Irgendwo in Anatolien. Es ist Nacht, und eine Gruppe von Leuten ist im Dunkel auf der Suche nach einem Tatort. Ein Mann soll umgebracht worden sein. Der Untersuchungsrichter will Fakten und Klarheiten, die Polizei betreut die Verdächtigten, ein Arzt soll die Obduktion vornehmen. Wo nur ist der Körper begraben? Vor uns enfaltet sich ein Krimi in Zeitlupe, hinein choreografiert in die Landschaft und in die Nacht. Über die Figuren erzählt sich das Leben hier, weit weg von allem und mittendrin. Aus dem Dunkel der Nacht tauchen ihre Geschichten an den Tag, ihre kleinen Dramen und das, was die Region prägt und andere abgeschiedene Flecken auf diesem Planeten. Nuri Bilge Ceylan zeigt uns, was in seiner Heimat im Verborgenen schlummert und wie wenige Sätze unter Umständen erhellend sein können. Die "Comédie humaine" hat er in halluzinierenden Nachtaufnahmen festgehalten.

Über die Autorin / über den Autor:

Nuri Bilge Ceylan wurde am 26. Januar 1959 in Istanbul geboren und zog im Alter von zwei Jahren in die Provinz Çanakkale, in die Westtürkei, ehe er mit zehn Jahren wieder in seine Geburtsstadt zurückkehrte. Ceylan studierte an der Bosporus-Universität Elektrotechnik und entschloss sich nach einer Reise zum Himalaya eine Militärlaufbahn einzuschlagen. Anderthalb Jahre diente er in einem Armeekorps in Anatolien und vertrieb sich die Zeit mit Lesen. Zu seiner Lektüre gehörte auch die Autobiografie von Roman Polański, die ihn nach dem Lesen dazu antrieb, eine Zukunft als Filmemacher anzustreben. Ceylan studierte später in Istanbul und London Filmwissenschaft und feierte 1995 sein Debüt als Regisseur mit dem Kurzfilm Koza, der im Wettbewerb bei den Filmfestspielen von Cannes 1995 um die Goldene Palme konkurrierte. Schon mit seinem ersten Langspielfilm war Ceylan Erfolg bei Kritikern beschieden. Neben weiteren Filmen realisierte er 2014 den Film Winter Sleep.

Preis: CHF 21.00
Sprache: Türkisch (deutsche und französische Untertitel)
Art: DVD-ROM
Erschienen: 2011
Verlag: Trigon

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