Etgar Keret

Die sieben guten Jahre

Mit kleinen feinen Geschichten aus dem Alltag gibt Etgar Keret Einblick in die sieben Jahre nach der Geburt seines Sohnes Lev. Es sind Beschreibungen von Alltagsereignissen, von Begegnungen mit Taxifahrern, Unterhaltungen mit Müttern auf dem Spielplatz, Anekdoten von den Lesereisen in der ganzen Welt. Und natürlich kleine Erinnerungen an die Eltern, die Geschwister. Keret reiht seine eigene Familie einerseits so in die grössere Familiengeschichte ein und macht sie zu einem Teil des grossen Ganzen. Gleichzeitig schliesst er so auch an die Geschichte von Israel an und an die Emotionen, die damit verknüpft sind. Ganz nebenbei geht es in diesen Geschichten auch um den Staat Israel, um dessen Beziehungen mit der arabischen Welt, um die Verteidigung Israels und um dessen Auftritt in der globalen Politik.

Alles ist ganz nebenbei – an erster Stelle stehen die Begegnungen, Ereignisse. Und ganz unbemerkt schafft er es in diesen kurzen Geschichten, ein Lebensgefühl zu vermitteln, das weit über diese konkreten Ereignisse hinausgehen. Die Geschichten sind witzig, unterhaltsam, bringen einen zum Lachen – sie sind wie das heimtückische Eichhörnchen, dem sein Vater nach seiner Zahnoperation gleicht. Ohne dass man es wirklich merkt, begleiten die Geschichten einen noch eine ganze Zeit – wie alte Feunde. Der Zyklus endet nach den sieben Jahren mit dem Tod seines eigenen Vaters. Der Kreis schliesst sich, als Vater und als Sohn.

Im Nachwort erklärt Keret, dass er noch nie nicht-fiktionale, so persönliche Texte geschrieben habe. Deshalb sollen diese auch nicht in Israel erscheinen. Zwar kann man sich nicht wirklich vorstellen, dass die Texte in Israel unbekannt bleiben würden, aber es ist doch ein Hinweis darauf, wie nahe diese Texte Keret selber gehen – oder in wieweit diese Geschichten eben gerade an Leserinnen und Leser ausserhalb Israels gerichtet sind. Einen weiteren Kreis schliesst dann auch die Geschichte mit dem schmalsten Haus der Welt in Warschau. Ein Architekt bebaut eine schmale Lücke zwischen zwei Häusern und lädt Keret ein, in diesem schmalen Haus, das so aufs Essentielle konzentriert sei wie sein Schreiben, zu wohnen. Die Lücke war früher eine Brücke ins Ghetto, die seine Mutter als kleines Mädchen benutzt hat. Die Nachbarin, eine alte Frau, schenkt ihm von der Marmelade, mit der ihre Mutter damals ihren beiden Schulfreundinnen, die ins Ghetto geschickt wurden, Brote zubereitete. So bilden Kerets Geschichten auch Brücken zwischen den Zeiten und zwischen den Menschen. cn

Klappentext:

Die sieben guten Jahre – das sind die zwischen der Geburt von Etgar Kerets Sohn und dem Tod seines Vaters. Und darin liegen jede Menge Geschichten, so grotesk, zärtlich und schwebend, wie nur Etgar Keret sie erzählen kann. Darf man in einem Land im Kriegszustand wirklich um die Höhe seiner Handygebühren feilschen? Wie überzeugt man seinen kleinen Sohn davon, sich bei Sirenenalarm in den Strassenstaub zu werfen? Am Ende sitzen alle am Totenbett des Vaters – die orthodoxe Schwester und der kiffende Bruder: Das Leben ist doch immer auch ein grosser Familienroman.

Über die Autorin / über den Autor:

Etgar Keret wurde 1967 in Ramat Gan, Israel, geboren und ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller Israels. Er schreibt Kurzgeschichten, Graphic Novels und Drehbücher. Sein erster Film Jellyfish wurde 2007 auf den Filmfestspielen in Cannes als bestes Debüt ausgezeichnet. Keret lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Tel Aviv.

Daniel Kehlmann, 1975 geboren, studierte Philosophie und Germanistik in Wien. Sein Roman Die Vermessung der Welt, in bisher vierzig Sprachen übersetzt, ist einer der erfolgreichsten deutschen Romane der Nachkriegszeit. Daniel Kehlmann lebt als freier Schriftsteller in Wien und Berlin.

Preis: CHF 16.90
Sprache: Deutsch (aus dem Englischen von Daniel Kehlmann)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2016 (2015)
Verlag: Fischer
ISBN: 978-3-596-19394-3
Masse: 223 S.

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