Detlef Hartmann, Christopher Wimmer

Die Kommunen vor der Kommune 1870/71

Lyon / Le Creusot / Marseille / Paris

Klappentext:

Bereits vor der Pariser Kommune 1871 entwickelten sich in Städten wie Lyon, Marseille oder Le Creusot aufständische Bewegungen. So entfesselten die Arbeiter*innen bei der metallurgischen Fabrik Schneider in Le Creusot einen gewaltigen Streik. Ein Sprecher der Bewegung war der junge Einrichter Adolphe Assi, der seine Erfahrungen später in die Pariser Kommune einbringen sollte. Auch in zahlreichen anderen Streiks wurden "industrielle Kommunen" erklärt. Mit deren Beginn, so die Historikerin Jeanne Gaillard, hatte die Provinz schon eine oder sogar zwei revolutionäre Phasen erlebt. Dennoch sind sie lange Zeit fast völlig vernachlässigt worden. Das Interesse der linken wie bürgerlichen Geschichtsschreibung galt vorrangig der Pariser Kommune.

Die Autoren legen diese sozialrevolutionären Spuren frei. Mit dem Terminus Kommune meinen sie nicht die Regierungsform in Paris, sondern verstehen darunter Prozesse der Selbstorganisation, die sich schon in den sozialen Kämpfen der 1860er-Jahre in Frankreich finden lassen.
Diesen emanzipatorischen Praktiken gilt das Interesse des Buches. Es spürt ihnen in den Kämpfen in der französischen Provinz ebenso nach wie in Aufständen in den Kolonien und in den Kämpfen migrantischer Arbeiter*innen. Das Buch weitet den Blick von unten und zeichnet ein tieferes und genaueres Bild der Klassenkämpfe des 19. Jahrhunderts. Richtig verstanden, ist deren Orientierung an der "Kommune" auch für heutige Auseinandersetzungen noch von grosser Bedeutung. Er ist in postautonomen Zusammenhängen aktiv. Zuletzt erschien sein Sammelband Where have all the rebels gone? im Unrast-Verlag.

Über die Autorin / über den Autor:

Detlef Hartmann, geboren 1941, ist seit Ende der 1960er ununterbrochen aktiv in sozialen, insbesondere Häuserkämpfen, immer in offener Gegnerschaft gegen formelle Parteibildungen, marxistische Orthodoxie und den Glauben an die Möglichkeit kampfunabhängiger objektiver wissenschaftlicher Erkenntnis. Nach seinem Studium in Hamburg und Berkeley, einem Zentrum der 68er Revolten und Bewegung gegen den Vietnamkrieg, Anwaltstätigkeit in Köln vor allem im Kontext der Kämpfe gegen Stadtsanierung, Vertreibung, Psychiatrie, Ausländerpolitik. Er ist ehemaliger Mitarbeiter der Zeitschrift Autonomie und arbeitete danach bis heute im Redaktionskollektiv der Materialien für einen neuen Antiimperialismus.

Christopher Wimmer, geboren 1989, lebt in Berlin. Er arbeitet als Soziologe und beschäftigt sich dabei mit Klassenpolitik und Feminismus. Neben seiner Promotion schreibt er regelmässig journalistisch zu Digitalisierung, linker Geschichte, Theorie und Aktivismus.

Preis: CHF 20.50
Sprache: Deutsch
Art: Broschiertes Buch
Erschienen: 2021
Verlag: Assoziation A
ISBN: 978-3-86241-483-3
Masse: 144 S.

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