Emmanuel Carrère

Yoga

Was hat Yoga mit dem realen Leben zu tun? Wo beginnt die Realität, wo hört die Sorge um sich selbst auf? Kann man mit Yoga einen besseren Menschen aus sich machen? Solche und viele weitere Gedanken macht sich Emmanuel Carrère im ersten Teil des Buches, wo er während zehn Tagen in einem Retreat sich der Meditation widmen wollte. Die Welt holt ihn heraus ...

In der Folge begleiten wir den Autoren in die Klinik, wo er mit unerträglichen seelischen Schmerzen während vier Monaten nach Besserung sucht. Es ist faszinierend und berührend, wie er versucht, seinen Zustand in Worte zu kleiden und nachvollziehbar zu machen. Wie sich Leiden und Angst und Hoffnung abwechseln.

Und in einem dritten Teil befinden wir uns mit ihm auf einer griechischen Insel, wo er durch die Beschäftigung mit geflüchteten unbegleiteten Minderjährigen zurück ins Leben finden will.

Eine spannende und anregende Lektüre, die manchmal zu Widerspruch herausfordert, manchmal einfach berührt und oft zum Weiterdenken anregt. cn

Klappentext:

Alles beginnt gut: Emmanuel Carrère erfreut sich eines gelungenen Lebens und plant ein feinsinniges Büchlein über Yoga. Heiter und sachkundig will er seine Erkenntnisse über die "inneren Kampfkünste" darlegen, die er seit einem Vierteljahrhundert praktiziert.

Bei seinen Recherchen in einem Meditationszentrum läuft noch alles bestens, doch dann wird er eingeholt: vom Tod eines Freundes beim Anschlag auf Charlie Hebdo, von konkontrollierbarer Leidenschaft, Trennung und Verzweiflung. Sein Leben kippt, eine bipolare Störung wird diagnostiziert und Carrère verbringt vier quälende Monate in der Psychiatrie, wo er versucht, seinen Geist mit Gedichten an die Leine zu legen. Entlassen und verlassen lernt er auf Leros in einer Gruppe minderjähriger Geflüchteter ganz anders Haltlose kennen, aber findet auch Trost durch Musik und Gespräch. Zurück in Paris stirbt sein langjähriger Verleger, und doch gibt es am Ende auch wieder Licht.

Denn Yoga ist die Erzählung vom mal behrrschten, mal entfesselten Schwanken zwischen den Gegensätzen. Durch eine schonungslose Selbstanalyse zwischen Autobiografie, Essay, Chronik und Roman gelingt Carrère der Zugang zu einer tieferen Wahrheit: was es heisst, ein in den Wahnsinn der heutigen Welt geworfener Mensch zu sein.

Über die Autorin / über den Autor:

Emmanuel Carrrère, 1957 in Paris geboren, lebt als Schriftsteller, Drehbuchautor und Filmregisseur in Paris. Seine genresprengende Prosa wird in über 20 Sprachen übersetzt und wurde vielfach international ausgezeichnet, z.B. mit dem Prix Renaudot 2011, dem Europäischen Literaturpreis 2013, dem Premio FIL 2017 oder dem Prinzessin-von-Asturien-Preis 2021. Bei Matthes & Seitz Berlin erschienen Der Widersacher, Alles ist wahr, Ein russischer Roman, Limonow und Das Reich Gottes sowie mehrere Essays.

Claudia Hamm, 1969 geboren, ist Regisseurin, Autorin von Theatertexten und Essays und Literaturübersetzerin, v.a. von Emmanuel Carrère, aber auch Mathias Énard, Édouard Levé, Nathalie Quintane, Ivan Jablonka und Joseph Ponthus. Für ihre Übersetzung von Carrères Das Reich Gottes wurde sie für den Übersetzerpreis der Leipziger Buchmesse nominiert und erhielt den Übersetzerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft.

Preis: CHF 34.50
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Claudia Hamm)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2022 (2020)
Verlag: Matthes & Seitz
ISBN: 978-3-7518-0058-7
Masse: 342 S.

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