Giancarlo de Cataldo

Romanzo Criminale

In einem unglaublichen Stakkato-Tempo folgen wir der Geschichte von Libanese, Freddo und Dandi. Sie beginnt 1977, als die drei jungen Männer beschliessen, sich nicht mit einer bezahlten Arbeit in einer Fabrik zufrieden zu geben, sondern alles zu wollen. Wie sich die zu diesem Zeitpunkt gegründete Vereinigung, mit dem Ziel Drogen zu verkaufen und schnell reich zu werden, über die nächsten zehn Jahre weiterentwickelt hat, schildert der Roman in kurzen Kapiteln, aus wechselnden Perspektiven. Man lernt viel darüber, wie die Drogengeschäfte und die Geldwäsche funktionieren, aber auch wie schnell sie kaputt gehen, sobald das Vertrauen nicht mehr da ist. Eigentlich basiert ja alles darauf: auf Vertrauen, Freundschaft, Loyalität. Und die beginnt dann schnell zu bröckeln. Die Mafia mischt mit, die Geheimdienste, Aufträge – auch politischer Art – müssen erfüllt werden. Der Schluss bis zum Bombenattentat in Bologna ist nicht weit. Und die Justiz ist natürlich auch da. Meist in Form von korrupten Polizisten, Richtern und Anwälten – aber da gibt es auch Scialoja und Borgia, der Polizist und der Staatsanwalt, die es wirklich ernst meinen, in ihrer Jagd nach Libanese, Freddo und Dandi. Man gerät ein wenig ausser Atem bei diesem Schnelltempo, das Personal gerät einem manchmal durcheinander, und die wechselnden Loyalitäten brauchen viel Aufmerksamkeit. Aber die Schilderungen, mit welchen Tricks die Anwälte ihre Klienten wieder aus dem Gefängnis holen, sind faszinierend, ebenso die Berührungspunkte zwischen Rechtsextremismus, Mafia und organisierter Kriminalität – und den Geheimdiensten. Gleichzeitig hat der Text auch etwas Protokollarisches, Sezierendes, das keine Emotionen zu keinem der Akteure entwickelt. Das Buch zieht einen aber so in den Bann, dass man es gar nicht mehr weglegen will. cn

Klappentext:

Rom Ende der 1970er Jahre: Eine Gruppe junger Männer aus den Elendsvierteln steigt im grossen Stil in das Geschäft mit Rauschgift, Prostitution und Glücksspiel ein und kontrolliert binnen kurzem den gesamten Drogenmarkt der italienischen Hauptstadt. Geheimdienst und Mafia werden in gleicher Weise auf sie aufmerksam, protegieren sie und benutzen sie – in dieser Zeit dramatischer innenpolitischer Spannungen – für ihre Zwecke. Doch auf der Höher ihrer Macht bilden sich erste Risse in dem unverbrüchlichen Freundestrio, und der rauschhafte Aufstieg des Trios verwandelt sich in eine unaufhaltsame Abwärtsspirale aus Verrat und Gewalt aus der am Ende wieder nur einer als Gewinner hervorgeht: der ganz grosse Drahtzieher hinter den Kulissen.

Über die Autorin / über den Autor:

Giancarlo de Cataldo, geboren 1956 in Taranto, lebt und arbeitet als Richter in Rom. Er hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Drehbücher für Film und Fernsehen verfasst, ist ständiger Mitarbeiter grosser italienischer Zeitungen und Herausgeber von Kriminalanthologien. Als noch junger Richter lernte er im Gefängnis ein Mitglied der berüchtigten Magliana-Bande kennen, studierte die Prozessakten und beschloss, dieses Paradebeispiel der Verflechtung von Kriminalität und italienischer Geschichte in Romanform zu bringen. Sechs Jahre arbeitete er an seinem Debüt, das in Italien sofort zum Bestseller wurde, zahllose Preise erhielt, gleich zweimal verfilmt wurde und inzwischen als Meilenstein der zeitgenössischen italienischen Literatur gilt.

Preis: CHF 17.90
Sprache: Deutsch (aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2013 (2002)
Verlag: Aufbau Verlag
ISBN: 978-3-7466-2797-7
Masse: 575 S.

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