Hasan Hasanović

Srebrenica überleben

Am 15. Juli 1995 haben die bosnisch-serbischen Truppen unter Ratko Mladic mehr als 8000 Menschen in Srebrenica, Bosnien, ermordet. Hasan Hasanović war damals zwanzig Jahre alt. Gut zwanzig Jahre später hat er dieses Buch geschrieben. Ein Buch gegen das Vergessen, aber auch des sich selbst Vergewisserns.

Hasanović hat mit seiner Familie in der Gegend von Srebrenica gelebt, sie haben einen Hof bewirtschaftet, der Vater hat in einer Fabrik in Zagreb gearbeitet. Er besuchte zusammen mit seinem Zwillingsbruder Husein die Schule, sie lernten eifrig – bis der Krieg über Bosnien hereinbrach. Die bosnische Bevölkerung musste aus den ländlichen Gebieten, in denen bisher Bosniak:innen und Serb:innen gemeinsam gelebt hatten, flüchten, nach Srebrenica oder in andere städtische Zentren. Hasanović erzählt von diesen Jahren, in denen das Leben sehr schwierig geworden ist. Zehntausende von Flüchtlingen lebten über Jahre in dieser Stadt, die von allen Seiten belagert worden ist, ohne Gesundheitsinfrastruktur, ohne Schule, ohne Strom, ohne Wasser. Selbst als die UNO die Stadt zur Sicherheitszone erklärt hatte, wurde das Leben für die Bevölkerung nicht wirklich leichter. Er erzählt auch vom Todesmarsch, dem er sich anschliessen musste, als die bosnisch-serbischen Truppen die Stadt eingenommen hatten. Er erzählt vom Überleben, vom Trauern über den Verlust seines Vaters und seines Zwillingsbruders, seines Onkels und seiner Freunde, mit denen er noch Kind und Jugendlicher war. 

Hasanovićs Erzählen ist sehr direkt. Er erzählt von seinem Alltag damals, davon, was ihm passiert ist, wie er es in Erinnerung hat. Er sucht nicht nach Gründen, für das, was geschehen ist, nicht nach Analysen, um eine Erklärung für das erlittene Leid zu haben. Er erzählt aus der ganz unmittelbaren Perspektive des Jugendlichen, der er damals war. Und das macht diesen Text auch so direkt, so unverstellt. Er trifft uns mitten ins Herz. cn

Klappentext:

Die männliche bosnische Bevölkerung der Stadt Srebrenica wurde 1995 Opfer eines Massakers, bei dem etwa 8000 Menschen zwischen 13 und 78 Jahren ermordet wurden.

Srebrenica überleben ist der persönliche Bericht eines bosnischen Muslims, Hasan Hasanović, über diesen Völkermord und die Zeit des Bosnienkrieges. Aufgewachsen in einem Dorf in der Nähe von Srebrenica schildert der Autor, wie mit dem beginnenden Krieg Misstrauen, Hass und Gewalt in die örtliche Lebenswelt Einzug halten. Hasanović erzählt eindrücklich vom "Alltag" während der dreijährigen Belagerung Srebrenicas durch bosnisch-serbische Truppen unter Ratko Mladic: die Gefahr durch Bomben und Scharfschützen, die Angst, den Mangel, den Hunger, das Sterben, aber auch über die Solidarität untereinander, über Bildung und Kultur und über die später so bitter enttäuschten Hoffnungen auf die UN-Truppen. Mit tausenden anderen Männern flieht Hasanović nach der Einnahme von Srebrenica, ständig unter Verfolgung und Beschuss der serbischen Truppen. Erst nach mehreren Tagen erreicht er freies Gebiet und übersteht diesen Todesmarsch.

Srebrenica überleben ist die kraftvolle Schilderung eines Lebens – und eines schrecklichen Erlebens.

Über die Autorin / über den Autor:

Hasan Hasanović, geboren 1975 in Bajina Basta (Serbien), ist ein Überlebender des Völkermords von Srebrenica, bei dem er seinen Vater und seinen Bruder verlor. Im Juli 1995, als die Stadt unter die Kontrolle der bosnisch-serbischen Armee unter General Ratko Mladic geriet, musste er an einem Todesmarsch teilnehmen. Nach dem Krieg absolvierte er ein Studium der Kriminalwissenschaften in Sarajevo. Als unermüdlicher Zeuge des Völkermords am bosnischen Volk ist er Kurator der Völkermord-Gedenkstätte Potocari, wo er Besuchergruppen das schwierige Verständnis der Geschehnisse nahebringt. Er lebt seit 2009 mit seiner Frau und seiner Tochter in Srebrenica.

Preis: CHF 26.40
Sprache: Deutsch (aus dem Englischen von Filip Radunović)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2022 (2016)
Verlag: Wallstein
ISBN: 978-3-8353-5260-5
Masse: 102 S.

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