Uwe Wittstock

Marseille 1940. Die grosse Flucht der Literatur

Frankreich 1940. Hitler-Deutschland marschiert in Frankreich ein und besetzt ausser der freien Zone im Südwesten das ganze Land. Uwe Wittstock verfolgt in seinem sehr spannend zu lesenden Buch die Schicksale zahlreicher Literat:innen, Künstler:innen, Politiker:innen, die sich in diesem Moment auf die Flucht in den Süden begaben, um von dort noch einen Weg aus Europa hinaus zu finden. Besonders gefährdet sind natürlich die deutschen Kunstschaffenden, die bereits vor den Nazis nach Frankreich geflohen sind, jüdisch oder nichtjüdisch. Doch nun sind jüdische Menschen in höchste Gefahr geraten, auch französische Juden und Jüdinnen. Aus den USA wurde Varian Fry nach Marseille geschickt, um Künstler:innen und Intellektuelle zu unterstützen und zu einer Ausreise zu verhelfen.

In kurzen Abschnitten zu einzelnen Personen – Lion und Marta Feuchtwanger, Heinrich und Nelly Mann, Golo Mann, Herta Pauli, Walter Mehring, Franz und Alma Werfel-Mahler, Anna Seghers, Hannah Arendt, Victor Serge, Max Ernst, André Breton und vielen anderen – gelingt es Wittstock ein lebendiges Porträt der Exilgemeinde zu schaffen und dabei sehr nah bei den einzelnen Personen und Charakteren zu sein. Gleichzeitig lässt er uns auch tief in die Gemeinschaft der Helfenden um Varian Fry herum eintauchen – eine Gemeinschaft von jungen und älteren Menschen, selber auf der Flucht, mit Geld oder ohne, mit Kontakten zur korsischen Mafia oder zu kommunistischen Bewegungen. Ein faszinierendes Mosaik auch zu Beweggründen, gegen die Nazis Widerstand zu leisten. Was auch zahlreiche Franzosen und Französinnen in ihrem Alltag taten.

Ein sehr lesenswertes Buch! cn

Klappentext:

Juni 1940: Hitlers Wehrmacht hat Frankreich besiegt. Die Gestapo fahndet nach Heinrich Mann und Franz Werfel, nach Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger und unzähligen anderen, die seit 1933 in Frankreich Asyl gefunden haben. Derweil kommt der Amerikaner Varian Fry nach Marseille, um so viele von ihnen wie möglich zu retten. Uwe Wittstock erzählt die aufwühlende Geschichte ihrer Flucht unter tödlichen Gefahren.

Es ist das dramatischste Jahr der deutschen Literaturgeschichte. In Nizza lauscht Heinrich Mann bei Bombenalarm den Nachrichten von Radio London. Anna Seghers flieht mit ihren Kindern zu Fuss aus Paris. Lion Feuchtwanger sitzt in einem französischen Internierungslager gefangen, während die SS-Einheiten näherrücken. Sie alle geraten schliesslich nach Marseille, um von dort einen Weg in die Freiheit zu suchen. Hier übergibt Walter Benjamin seinen letzten Essay an Hannah Arendt, bevor er zur Flucht über die Pyrenäen aufbricht. Hier kreuzen sich die Wege zahlreicher deutscher und österreichischer Schriftsteller, Intellektueller, Künstler. Und hier riskieren Varian Fry und seine Mitstreiter Leib und Leben, um die Verfolgten ausser Landes zu schmuggeln.

Szenisch dicht und feinfühlig erzählt Uwe Wittstock von unfassbarem Mut und grösster Verzweiflung, von trotziger Hoffnung und Mitmenschlichkeit in düsterer Zeit.

Über die Autorin / über den Autor:

Uwe Wittstock ist Schriftsteller und Journalist und war bis 2018 Redakteur des Focus. Zuvor hat er als Literaturredakteur für die FAZ, als Lektor bei S. Fischer und als stellvertretender Feuilletonchef und Kulturkorrespondent für die Welt gearbeitet. Er wurde mit dem Theodor-Wolff-Preis für Journalismus ausgezeichnet.

Preis: CHF 35.50
Sprache: Deutsch
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2024
Verlag: C.H. Beck
ISBN: 978-3-406-81490-7
Masse: 351 S.

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