Margherita Costa

Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht

Eine grossartige Lektüre! Christine Wunnicke ist akribisch den Spuren der ausgewöhnlichen Margherita Costa gefolgt und lässt uns in ihrem mitreissenden Essay am Resultat ihrer Nachforschungen teilhaben. Wir werden in die verrückte Welt des barocken Roms, Florenz und Venedigs eingeführt und erfahren so einiges Unerhörtes. Zum Beispiel: Den Frauen war es im Kirchenstaat verboten, öffentlich zu singen, anstatt dessen wurden Eunuchen eingestellt. Umso bedeutsamer das unangepasste Leben dieser leidenschaftlichen und vielfach begabten Frau. Sie war Sängerin (mit 40 Jahren ging sie nach Paris, wo sie als Opernsängerin Karriere machte), Schriftstellerin, Lyrikerin und Kurtisane.

Der Band versammelt eine breite, zweisprachige Werkauswahl: Gedichte, fiktive Liebesbriefe und Reisetagebücher von Reisen, an den sie nicht teilgenommen hatte und einen Auszug aus ihrem einzigen Schauspiel Li Buffoni. Sie spielt mit den Genres und ist sehr der Moralsatire zugeneigt. Das Leben der Margherita Costa, eine Frau, die Doppelmoral entlarvte und sich die Stimme nicht verbieten liess, ist ein grandioses Beispiel, wie Leben und Kunst ineinandergreifen können. Sie wusste sich zu vernetzen und so erschienen ihre Werke trotzdem. Erst mit der Inquisition verschwand ihr umfangreiches Werk und wurde nun dank Christine Wunnicke auch für uns Deutschsprachige zugänglich. Sehr unterhaltsam! ap

Klappentext:

Margherita Costa – nie gehört? Nach 400 Jahren wird es Zeit! Schliesslich war die um 1600 geborene Römerin die wohl profilierteste Schriftstellerin ihrer Generation. Ihr wildes, respektloses und genre­sprengendes Werk blieb jahrhundertelang vergessen. Costa war Opernstar und Kurtisane, Intima dreier Papstfamilien und Räuberbraut, Feministin und Pornografin, Mutter vieler Töchter unklarer Herkunft und die wohl erste Satirikerin der Welt. Aus ihrer Dichtung strahlt die Sinnlichkeit in so grellen Farben, dass man beim Lesen gern zur Sonnenbrille greift.

Christine Wunnicke hat sich in Costa verliebt und ihre Texte in mitreissendes Deutsch gebracht. Und ihr Porträt dieser wahrlich fantastischen Autorin ist ein Stück schönster Biografie-Literatur.

Über die Autorin / über den Autor:

Margherita Costa, geboren um 1600 in Rom, starb 1657 oder später. Sie veröffentlichte 15 Bücher, die noch zu Lebzeiten teils mehrfach aufgelegt wurden. Dies ist die erste Übersetzung ihres Werks ins Deutsche.

Christine Wunnicke, geboren 1966, lebt in München. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Wilhelm Raabe-Literaturpreis für den Roman Die Dame mit der bemalten Hand (2020), der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand.

Preis: CHF 40.90
Sprache: Deutsch (aus dem Italienischen von Christine Wunnicke)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2023
Verlag: Berenberg
ISBN: 978-3-949203-48-0
Masse: 264 S.

zurück