Jan Potocki

Die Handschriften von Saragossa

Nach dem Vorbild der Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht sowie Erzählzyklen der Renaissance (Giovanni Boccaccios Decamerone, Margarete von Navarras Heptaméron) besteht Die Handschrift von Saragossa aus einer Rahmenerzählung, in die zahlreiche Geschichten eingebettet sind. Der jugendliche (und teils etwas naive) Held, Alphonse (bzw. Alfonso) van Worden, muss die unwirtliche Sierra Morena im Hochland von Spanien durchqueren, gerät dabei in zahlreiche Abenteuer, insbesondere (scheinbare) Spuk- und Gespenstergeschichten, und begegnet zahlreichen teils obskuren, teils faszinierenden Personen, welche die eingebetteten Geschichten erzählen.

Allerdings handelt es sich dabei nicht wie üblich um eine schlichte lineare Abfolge. Die Geschichten sind vielmehr mehrfach ineinander verschachtelt (auf bis zu sechs Ebenen!), unterbrechen einander, greifen ineinander über, indem Personen aus einer Geschichte in einer anderen wiederauftauchen, und unterminieren das scheinbar schlichte Rahmenprinzip vollends, indem Parallelen zwischen einzelnen Geschichten und der Rahmenhandlung auftreten oder beide gar ineinander übergehen. So löst sich die althergebrachte Form der Rahmenerzählung in ein „Kaleidoskop“ (Roger Caillois) von Geschichten auf, deren genauen Zusammenhang der Leser wie bei einem Kriminalroman erst am Buchende durchschaut. Durch diese einzigartige Struktur greift Potocki literarischen Experimenten des 20. Jahrhunderts vor, etwa Franz Kafka, Jorge Luis Borges oder postmodernen Autoren. wikipedia

Klappentext:

Die Handschriften von Saragossa des weitgereisten Freigeists Jan Graf Potocki ist der wohl am raffiniertesten konstruierte Abenteuer-, Bildungs- und Schauerroman der Weltliteratur. Die von erotischen, phantastischen und komischen Zwischenfällen übervolle Reise des jungen Hauptmanns Alfons van Worden durch Spanien liefert den opulenten Rahmen. Davor entwickelt sich ein grandioses Erzählwerk voller Lust am Galanten, das in seiner intelligenten Immoralität so reizvoll ist wie ein aufgeklärtes Decamerone oder die Erzählungen aus 1001 Nacht.

Über die Autorin / über den Autor:

Jan Graf Potocki (1761-1815), Dichter, Forscher, Verleger, Freund der französischen Enzyklopädisten, entstammte dem polnischen Hochadel. Er schlug die ihm vorgezeichnete politische Karriere aus und reiste, seinen wissenschaftlichen Neigungen und seinem leidenschaftlichen politischen Interesse folgend, ein Leben lang durch Europa und die Welt, häufig an die Schauplätze grosser Ereignisse (so auch 1791 in das Paris der Revolution). Den Traditionen des polnischen Adels wie seiner Bildung gemäss schrieb er seine Texte französisch. Sein einziges belletristisches Werk, das berühmt gewordene Manuscrit trouvé à Saragosse, erzählt die höchst abenteuerlichen, höchst erotischen und mitunter auch schaurigen Erlebnisse eines jungen wallonischen Aristokraten, der mit siebzehn Jahren nach Spanien kommt. Der Roman erschien in einer ersten, noch unvollständigen Fassung 1805 in Petersburg. Nach Potockis Tod ging das Manuskript verloren, tauchte in Teilen 1847 in einer sehr freien polnischen Übersetzung wieder auf; das französische Original aber blieb verschollen – bis Ende der fünfziger Jahre in einem Krakauer Archiv eine Abschrift davon gefunden wurde. Auf ihr fusst unsere Neuübersetzung, die bisher als einzige die Ergebnisse der Textforschung voll berücksichtigt. Ein Nachwort des Potocki-Forschers Leszek Kukulski schildert die Editionsgeschichte dieses Romans, die selbst ein Roman ist.

Preis: CHF 23.50
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Werner Creutziger)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2005 (1962)
Verlag: Aufbau
ISBN: 978-3-351-03051-3
Masse: 923 S.

zurück