Latifa al-Sajjat

Durchsuchungen

Durchsuchungen hat mich begeistert! Der aussergewöhnliche Aufbau der Autobiografie ist eine beeindruckende Entdeckung, wie auch ihre Sichtweise auf die Geschehnisse, die mit ihrer Intelligenz und menschlichen Wärme besticht. Durchsuchungen sind Texte, die sich sehr gut lesen, die fliessen, die treffen. In keinem Moment habe ich gedacht, ich könnte das Büchlein weglegen und nicht weiterlesen. Latifa al-Sajjat (oder Al-Zayyat) hat ein aussergewöhnliches Werk verfasst, in welchem sie anhand ihrer Biographie mit grosser Klarheit die Fallen aufzeigt, die uns Frauen gestellt werden wie auch diejenigen, die wir uns selber stellen und streicht dabei die Bedeutung der Gemeinschaft und das Politische für die Emanzipation der Einzelnen hervor. Brilliant. ap

Klappentext:

Der Titel des Buches erinnert an ein Ereignis im Leben der Autorin: eine Zellendurchsuchung. Denn wie viele andere ägyptische Schriftstellerinnen und Schriftsteller hat Latifa al-Sajjat vielfach in ihrem Leben mit der Polizei zu tun gehabt und sass schon mehrfach im Gefängnis. Die Schriftstellerin und Feministin nimmt diesen Vorgang zum Anlass, bei sich selbst eine Durchsuchung vorzunehmen. Sie stellt zusammen, was sie im Verlauf mehrerer Jahrzehnte mit und ohne autobiographische Absicht über sich geschrieben hat.

Da sind verschiedene Texte – einer trägt den Titel "Das Frauengefängnis", ein anderer "Die Reise". Da ist auch ein Romanprojekt. Da sind im Gefängnis abgefasste Schriften, und da ist schliesslich jene lange Passage, in der die Autorin die ersten vierzig Jahre ihres Lebens skizziert.

Bei alldem kehren gewisse Daten immer wieder und zeigen deutlich die feste Einbindung Latifa al-Sajjats in die ägyptische Politik. Doch sie hat keine politischen Memoiren geschrieben. Im Gegenteil. Durchsuchungen ist ein höchst persönliches, ja intimes Buch, in dem die Autorin versucht, sich über ihre verschiedenen Rollen klarzuwerden: diejenige der Frau und der Feministin, die der politischen Aktivistin, die der Ehefrau in zwei sehr unterschiedlichen Ehen und diejenige der Schriftstellerin.

Über die Autorin / über den Autor:

Latifa al-Sajjat, geboren 1923 in Damiette, Ägypten, war eine der markantesten Frauenfiguren in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Sie war Feministin, politische Aktivistin, Professorin an der Ain-Schams-Universität in Kairo und Schriftstellerin. Der Kampf gegen verkrustete gesellschaftliche Strukturen, repressive politische Herrschaft und den alles durchdringenden Einfluss kolonialistischer Machtausübung bestimmten ihren Lebensweg. Ihr Hauptwerk, der Roman Das offene Tor, erschien 1960 und wurde später verfilmt. Neben ihrer Autobiographie, Durchsuchungen (1992), hinterliess sie weitere Romane und zahlreiche Kurzgeschichten. Sie starb 1996 in Kairo.

Preis: CHF 22.90
Sprache: Deutsch (aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich)
Art: Broschiertes Buch
Erschienen: 1996 (1992)
Verlag: Lenos
ISBN: 978-3-85787-258-7
Masse: 157 S.

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