Nat, eine Wirtschaftsübersetzerin, mietet in La Escapa, einem kleinen Dorf im Nirgendwo des spanischen Südens, ein kleines, schlecht instand gehaltenes Haus. Nach einer Kränkung in ihrem Arbeitsleben hat sie alle Leinen gekappt und will sich in der Fremde am literarischen Übersetzen versuchen. In La Escapa angekommen, lernt sie langsam, langsam die Dorfgemeinschaft kennen: Pìter, den Hippie, der ihr hilft und ihr zur Seite steht, aber auch klare Vorstellungen davon hat, wie sie leben sollte; Roberta, die als Hexe bezeichnete, demente frühere Dorfschullehrerin; der Dicke, der eine Bar führt; der Deutsche, der Gemüse verkauft; die Rom-Familie, die von allen gemieden wird, ihr aber als einzige vorbehaltlos und freundlich begegnen. Viele Aussenseiter versammeln sich in diesem Dorf, auch Nat wird zur Aussenseiterin. Zusammen mit dem halbverwilderten Hund, den sie Sieso nennt und der ihr vom Vermieter – einem unangenehmen Typen, der sich lediglich für die Miete, nicht aber den Zustand des Hauses interessiert – überlassen wird, versucht sie zu einem Teil des Dorfes zu werden, das sie so argwöhnisch beäugt.
Nat fühlt sich unsicher, kommt mit ihrer Arbeit nicht wirklich vom Fleck und hat viele Probleme mit dem Haus. Insbesondere als sie entdeckt, dass das Dach undicht ist, der Vermieter aber kein Interesse daran hat, dieses zu reparieren. Ohne Geld für eine Reparatur ist sie ratlos. Als der Deutsche ihr einen Vorschlag macht, geht sie darauf ein. Und begibt sich so in eine detailliert analysierte Obsession.
In schnörkelloser und distanzierter Sprache beschreibt Sara Mesa die Dynamik der Dorfgesellschaft, aber auch diejenige von Nat. Die sich nach Selbstbestimmtheit und Freiheit sehnt und als Erstes auf das genaue Gegenteil davon trifft. Eine spannend zu lesende und mitreissende Geschichte über Gemeinschaft und Ausgrenzung, über Autonomie und Willenlosigkeit, über Obsession und Selbstbestimmung. cn
Klappentext:Ist es Flucht? Ausweg oder Neuanfang? Nat kommt nach La Escapa, ein Dorf im spanischen Nirgendwo, und mietet sich dort ein Haus. Was sie an diesen Ort verschlägt, bleibt unklar. Eine alleinlebende junge Frau ist hier selten, und schon bald wird Nat von den Dorfbewohnern neugierig umkreist: einem Althippie, dem Mädchen aus dem Laden, einem alten Ehepaar und einem Mann, der nur "der Deutsche" genannt wird.
Der Vermieter ist aufdringlich, kümmert sich aber kaum um den Zustand des Hauses: Es regnet durchs Dach, überall ist Ungeziefer. Nat ist mit dem Landleben überfordert, fühlt sich beobachtet und doch allein – bis eines Tages "der Deutsche" vor ihrer Tür steht. Er bietet ihr an, das Dach zu reparieren, verlangt aber eine unerwartete Gegenleistung: Für Nat ist es der Auftakt einer Obsession mit dem rätselhaften unbehausten Mann. Im Dorf hingegen gerät sie zusehends in die Rolle der gefährdeten Aussenseiterin.
Sara Mesa verzichtet auf den Luxus des Details, ihre Sprache besticht durch Knappheit: Prägnant entwirft sie eine unheimliche Welt hinter glasigem Dunst – mit doppelten Böden, unscharfen Grenzen und moralischen Grauzonen.
Über die Autorin / über den Autor:Sara Mesa, 1976 in Sevilla geboren, wo sie bis heute lebt, gehört zu den wichtigsten spanischen Autorinnen der Gegenwart. Sie hat mehrere preisgekrönte Romane, Erzählungsbände und Essays verfasst. Ihr Roman Eine Liebe war eine literarische Sensation in Spanien, wurde unter anderem von El País zum besten Buch des Jahres gekürt und 2021 mit dem Preis des unabhängigen Buchhandels ausgezeichnet.
Preis: CHF 19.90