Sonja Vogel

Turbofolk. Soundtrack zum Zerfall Jugoslawiens

Klappentext:

"Sound des Krieges", "Porno-Nationalismus", "Turbo-Faschismus", "Sirenen des serbischen Nationalismus" – es gibt viele drastische Umschreibungen für den Turbofolk. Trotzdem war das Musikgenre in den 1990er-Jahren beispiellos populär in Serbien, aber auch in den anderen ex-jugoslawischen Staaten. Kein Fernsehsender und kein Café, das nicht die mit harten Beats und Keyboard aufgemotzte Folkmusik spielte.

Der Turbofolk hatte viele Funktionen. Er war nicht bloss ein Musikgenre, sonderen eine Kultur. Eine Haltung. Während der Bürgerkriege füllte er eine Leerstelle, die durch den Staatszerfall in der Unterhaltungsindustrie entstanden war. Die Glitzerwelt tröstete die Menschen über Sanktionen und Inflation hinweg. Von dem einen Staat wurde der Turbofolk gefördert, von dem anderen bekämpft. Aber niemanden im postjugoslawischen Raum liess er kalt.

Der Triumph der Musik und seiner extremen Ästhetik wurde auch als Verlust einer offenen Gesellschaft und Popkultur wahrgenommen, als Sargnagel Jugoslawiens. Bis heute schwingen die grossen Identitätsfragen mit, wenn über diese Musik gesprochen wird: Es geht um den Balkan und Europa, Pop- und Hochkultur, Ethnie und Nation, und immer um Geschlechterrollen.

Über die Autorin / über den Autor:

Sonja Vogel, Jahrgang 1983, ist Vollzeit-Journalistin, Teilzeit-Lektorin und Freizeit-Kolumnistin. Sie studierte Gender- und Osteuropawissenschaften, war Redakteurin der taz und des Neuen Deutschland. Für u.a. Die Welt, Jüdische Allgemeine, konkret, Jungle World schreibt sie über den politischen Diskurs und Kultur, für den Ventil Verlag lektoriert sie.

Preis: CHF 20.50
Sprache: Deutsch
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2017
Verlag: Ventil
ISBN: 978-3-95575-073-2
Reihe: testcard
Masse: 141 S.

zurück