Peter Hurd, Altphilologe und Mythenforscher, kommt Ende März 1992 zu einer Lesung nach Sarajevo – wenige Tage vor Beginn des Krieges. Als sein Übersetzer und Bewunderer Rajko ihn am Busbahnhof wieder verabschieden will, fasst Peter spontan den Entschluss zu bleiben: die Chance, mitzuerleben, wie Menschen sich in Extremsituationen verhalten, will er sich nicht entgehen lassen. Mit Rajko teilt er den Alltag, er begleitet ihn durch die unter Granatenbeschuss liegende Nachbarschaft, lernt Freunde und Verwandte kennen, auch Sanja, in die er sich verliebt. Eines Tages macht er sich allein auf den Weg und kehrt zurück, kaum wiederzuerkennen ...
Noch nie hat Karahasan, der literarische Chronist Sarajevos, so eindringlich und facettenreich davon erzählt, was es bedeutet, in einer eingekesselten, von Rauchschwaden und Gestank durchzogenen Stadt die Tage und Nächte zu überstehen und dennoch die Hoffnung und den Humor nicht zu verlieren. Um eine unsichtbare Achse kreisend, lotet seine Geschichte eine ethische und existenzielle Grenzerfahrung aus – die Einübung ins Schweben.
Über die Autorin / über den Autor:Dževad Karahasan, 1953 in Duvno/Jugoslawien geboren, zählt zu den bedeutendsten europäischen Autoren der Gegenwart. Sein umfangreiches Werk umfasst Romane, Essays, Erzählungen und Theaterstücke. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Jeanette Schocken Preis 2019 und mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt 2020. Zuletzt erschien Tagebuch der Übersiedlung. Karahasan ist im Mai 2023 in Graz gestorben.
Katharina Wolf-Griesshaber, geboren 1955 in Stuttgart, promovierte über Danilo Kiš und lebt als freie Übersetzerin in Münster. Sie übersetzte u.a. Werke von Bogdan Bodanović, Bora Ćosić und Danilo Kiš.
Preis: CHF 34.50