Auf den Strängen seiner verästelten Erzählungen nimmt uns Dževad Karahasan mit in das belagerte Sarajevo von 1992, 1993. Im Vordergrund steht aber nicht der Krieg – der ist als prägender Hintergrund aber immer präsent, der verantwortlich ist für die Ereignisse im Text –, sondern Menschen und insbesondere Sara. Als Mutter und Bewohnerin von Sarajevo steht sie stellvertretend für viele, die eine Entscheidung über das Bleiben oder das Fortgehen aus der belagerten Stadt treffen mussten.
Ein beeindruckender Text über Hoffnungen, Träume und Verluste an einem Ort, wo es nach vielen Monaten der Belagerung den Bewohnern und Bewohnerinnen schien, dass irgend eine fremde Kraft mit ihnen experimentieren würde. cn
Klappentext:Ein junges Paar soll mit Hilfe gefälschter Taufdokumente aus dem belagerten Sarajevo herausgebracht werden. Die Aktion scheitert. Die beteiligten Retter werden von Schuldgefühlen gequält. Serafina, die Mutter, kann den Verlust ihrer Tochter und die Zerstörung einer Liebe nicht ertragen und beschliesst zu sterben. Knapp zwanzig Minuten liegen zwischen Anfang und Ende des Romans, doch die wie in einer Zeitspirale erzählte Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1942, als Serafina, die sich Sara nannte, ihrer jüdischen Freundin nach Auschwitz folgen wollte. Dževad Karahasan, der neben Ivo Andrić bedeutendste poetische Chronist Bosniens, hat Zauber und Tragik seiner Heimatstadt nie unerbittlicher dokumentiert als in diesem Buch.
Über die Autorin / über den Autor:Dževad Karahasan, 1953 in Duvno/Jugoslawien geboren, Erzähler, Dramatiker und Essayist. Die Belagerung Sarajevos war Thema seines in zehn Sprachen übersetzten Tagebuchs der Aussiedlung (1993) und seiner beiden Romane Schahrijârs Ring (1997) und Sara und Serafina (2000). Für den Essayband Das Buch der Gärten wurde er 2004 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Karahasan ist im Mai 2023 in Graz gestorben.
Preis: CHF 12.90