Lejla Kalamujić

Nennt mich Esteban

Nennt mich Esteban ist eine Sammlung von 22 autobiografischen Kurzgeschichten, die sich durch eine beeindruckende Leichtigkeit, die jedoch auch Ausdruck von grosser Verletzung und emotionaler Erschöpfung ist, auszeichnen. Es ist grossartig wie Lejla Kalamujić emotionale Zustände wie Angst und Verlust zu beschreiben vermag und an eindringlichen Wort-Bildern festmacht. Gekonnt zieht sie immer wieder die Karte des Fiktionalen, so kommt zum Beispiel Kafka auf Besuch, um die Komplexität und Absurdität der Umstände und inneren Verstrickungen beschreiben zu können. Der rote Faden bildet der Versuch, die zu früh verstorbene Mutter, die Erzählerin war gerade zwei Jahre alt, für sich erfahrbar zu machen. Sie wächst in der Obhut ihrer Grosseltern mütterlicher- und väterlicherseits in Jugoslawien auf, bricht dann als junge Erwachsene psychisch zusammen, dem Staat im Allgemeinen und der Stadt Sarajevo im Besonderen gleich, findet jedoch erfolgreich den Weg aus der Psychiatrie zurück ins Leben und entdeckt zaghaft die Liebe und ihre Sexualität. Nennt mich Esteban ist literarisch wie inhaltlich äusserst einnehmend. Sehr empfehlenswert! ap

Klappentext:

Dieser Erzählband liest sich wie ein fragmentarischer Roman. Seine Szenen umkreisen den Schmerz der Protagonistin über den zu frühen Tod der Mutter. Sie wächst mit den vier Grosseltern – allesamt eindrückliche Charaktere – und einem trinkenden Vater auf, bis die Belagerung Sarajevos die Familie zerteilt.

Dabei berührt die Autorin viele tabuisierte Themen, z.B. Depression, Liebe und Verbundenheit zwischen zwei Frauen sowie die Suche nach Identität, wenn das eigene Land zerfällt und die Gegenwart absurd ist, wie der Zug nach Belgrad, der an drei Landesgrenzen Lok und Schaffner wechseln muss. Es sind Geschichten, die tief berühren und uns am Ende bewegt zurücklassen.

Über die Autorin / über den Autor:

Lejla Kalamujić wurde 1980 in Sarajevo geboren, wo sie auch heute lebt. Sie schloss ein Studium in Philosophie und Soziologie ab. Sie ist Autorin der beiden Erzählbände Anatomie des Lächelns sowie Nennt mich Esteban. Ausserdem veröffentlichte sie das Stück Die Menschenfresserin oder wie ich meine Familie umgebracht habe. Sie schreibt Prosa, Dramen, Essays und Rezensionen für verschiedene Zeitschriften und Webportale in Bosnien-Herzegowina und der Region.

Preis: CHF 28.90
Sprache: Deutsch (aus dem Bosnischen von Marie-Luise Alpermann)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2020 (2015)
Verlag: eta
ISBN: 978-3-9819998-5-3
Masse: 120 S.

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