Sommer für Sommer findet ein Mädchen sich fernab seiner Heimat auf einer Insel in der Obhut seiner Grossmutter. Der Garten, die Strände und Verstecke werden ihm zu magischen Refugien, die Schwärmereien, Heimlichkeiten und Marotten zu Fluchten vor der Zerrissenheit zwischen den Kindheitsschauplätzen mit ihren widersprüchlichen Kulturen, Erwartungen und Denkarten: Da ist zum einen die archaische Welt eines Fischerdorfs im dalmatinischen Mutterland, wo man auch drei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg den Sieg über die Deutschen besingt, während die abermals über das Land kommen – diesmal als zahlende Touristen. Zum anderen das beschauliche Leben in einer österreichischen Stadt (Vaterland), in der sich der nationalsozialistische Bodensatz hartnäckig hält und die Landsleute der Mutter und Grossmutter als ungeliebte Gastarbeiter in Erscheinung treten. Immer findiger werden die Versuche des heranwachsenden Mädchens, sich die Leerstellen der Identität auszumalen, immer eindringlicher die Bemühungen der an Leib und Seele kriegsversehrten Grossmutter, sich das jedes Mal nur geborgte Kind doch noch ganz und gar angehörig zu machen, seine Gegenliebe zu prüfen – und sei es, indem sie sich tot stellt.
Eine Liebesgeschichte auf den Trümmern eines längst vergangenen Krieges, die unter der Oberfläche des Alltäglichen nach Existentiellem fragt. Eine grosse Geschichte von Vereinnahmung, Ausgrenzung und Entfremdung zwischen zwei Kulturen.
Über die Autorin / über den Autor:Anna Baar, 1973 in Zagreb geboren, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Wien, Kärnten und auf der Insel Brač. Sie studierte u.a. Publizistik, Slawistik und Theaterwissenschaft und lebt seit 1996 in Klagenfurt.
Preis: CHF 26.90