Ein wunderbares Buch über das Verhältnis von Realität und Fiktion, über das Schreiben an sich. Die Erzählerin wird wegen sich häufenden Beschwerden vom Chefredakteur beauftragt, ihre Fortsetzungsstory für ein Frauenmagazin in der nächsten Ausgabe zu Ende zu bringen. Beim Versuch dies zu tun, verschmelzt die Erzählerin, die vielleicht auch nur Fiktion ist – diese Frage kann nie wirklich beantwortet werden – zunehmend mit ihrer Romanfigur Sobek.
Nil ist packend für Leserinnen und Leser, die Worte und Sätze als Nahrung verstehen, sich gerne in den Mäandern der Fantasie verlieren und sich in das Kartenhaus der Worte wagen. Nie bleibt bei Anna Baar irgendetwas bestehen, Wertungen kehren und verkehren sich. In dieser Pendelbewegung geht die Leser*in auf ein überraschendes Ende zu. Eine sehr lohnenswerte Lektüre. Anna Baars Roman ist auf jeder Seite ein sprachlicher Genuss. ap
Klappentext:Eine Geschichtenerfinderin wird beauftragt, ihre Fortsetzungsstory für ein Frauenmagazin in der nächsten Ausgabe zu Ende zu bringen. Fieberhaft entwirft sie ein Endszenario, vernichtet aber die Notizen – nicht, weil es misslungen wäre, sondern aus Furcht, es bewahrheite sich. Was, wenn sich das Geschriebene als biografisch erwiese – aber nicht rückwärtsgerichtet, nicht memoirenhaft aus dem Leben gegriffen, sondern wahrsagerisch, mitten ins Leben hinein? Existiert die Erzählerin nur in ihrer Geschichte? Gibt es daraus ein Entkommen?
"Wir werden unsere Geschichten nicht los, ob wir sie nun erzählen oder nicht, manchmal rutscht etwas davon heraus, mitten ins Schweigen hinein, in die stehengebliebene Zeit, zu einem Schwank gekürzt, einer Kurzfilmsequenz. Kann sein, wir tun was hinzu, oder wie lassen was aus, spielen uns zu Helden auf, spielen die andern herunter. Wir stolpern, fallen uns ins Wort. Am Ende trifft alles zu, gerade das Ausgedachte."
Über die Autorin / über den Autor:Anna Baar, geboren 1973 in Zagreb (Kroatien, ehemals Jugoslawien). Kindheit und Jugend in Wien, Klagenfurt und auf der dalmatinischen Insel Brac. Ihr Debütroman Die Farbe des Granatapfels stand drei Monate auf Platz 1 der ORF-Bestenliste. Für die Arbeit an Als ob sie träumend gingen erhielt sie den Theodor Körner Preis. Anna Baar lebt in Klagenfurt und Wien.
Preis: CHF 28.90