Luan Starova

Zeit der Ziegen

Eine Familie musste von der Stadt am See an die Stadt am Fluss fliehen, wechselnde Besatzungsmächte und der Krieg haben sie dazu gezwungen. Sie leben nun im Viertel der Armen und haben Hunger. Als die Hirten in die Stadt kommen – sie wurden aus den Bergregionen geholt, damit sie zur Arbeiterklasse werden würden – sind sie mit ihren Ziegen gekommen. Die Stadt wird plötzlich schön, die Kinder haben rote Backen, die Ziegen nähren und hegen sie, das Leben wird leichter, gemeinschaftlicher und fröhlicher. Insbesondere die armen städtischen Familien kaufen sich ebenfalls Ziegen, was der Partei bald ein Dorn im Auge ist. Denn die Ziegen scheinen der Industrialisierung im Wege zu stehen. Mit ihnen kann man nicht pflügen, keine Bahnhöfe bauen ... also müssen sie weichen. Doch hat die Partei nicht mit Tschanga, dem grossen Anführer der Hirten und der Ziegen, gerechnet. Während der Vater des Ich-Erzählers versucht, die Rolle der Ziegen in der balkanischen Geschichte der letzten Jahrhunderte aus seinen Unmengen von Büchern herauszuarbeiten und zu verstehen, leistet Tschanga der Partei Widerstand.

Zeit der Ziegen ist einerseits eine wunderbare autobiographische Erzählung über die Kindheit von Luan Starova in Skopje, voll Poesie und eindrücklichen Bildern. Andererseits ist das Buch eine Parabel darauf, wie die sozialistische Doktrin, die auf eine Gesellschaft trifft, die in Einklang mit der Natur lebt, die Menschen von ihren Lebensgrundlagen entfernt. Ein äusserst lesenswertes Schmuckstück! cn 

Klappentext:

Die Menschen hungern, die Funktionäre propagieren den Wandel: Die Ziegenhirten sollen ihr altes Leben aufgeben und in der Stadt den Aufschwung ankurbeln. Sie kommen von den Bergen herab – und bringen all ihre Ziegen mit. Die Stadt wird weiss, die Ziegen sind überall. Sie sind Retter in der Not, treue Begleiter und beste Freunde. Aber der Partei sind sie ein Dorn im Auge. Sie stören die öffentliche Ordnung, sie müssen weg, sie müssen der Industrialisierung weichen. Doch Ziegen wird man nicht so leicht los.

Eine bitter heitere Erinnerung an eine mazedonische Kindheit und an stummen, hartnäckigen Widerstand.

Über die Autorin / über den Autor:

Luan Starova, geboren 1941 in Albanien, ist in Skopje, Mazedonien, aufgewachsen. Er war Professor für Romanische Sprachen an der dortigen Universität und Botschafter bei der UNESCO. Nach der Unabhängigkeit Mazedoniens 1991 wurde er der erste Botschafter des Landes in Paris. Seit 1971 erscheinen seine Romane, Gedichte und Essays in mazedonischer und albanischer Sprache.

Preis: CHF 17.90
Sprache: Deutsch (aus dem Mazedonischen von Roberto Mantovani)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2021 (1993)
Verlag: Unionsverlag
ISBN: 978-3-293-20892-6
Masse: 192 S.

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