Elif Shafak

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Sehen und Gesehenwerden – was das mit den Sehenden macht, was das für diejenigen, die im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen und gesehen werden, bedeutet, das ist das Thema von Elif Shafaks Roman über ein höchst aussergewöhnliches Paar: eine übergewichtige Frau und ein kleinwüchsiger Mann. Nur inkognito können sie zusammen an die Öffentlichkeit, um sich nicht dem permanenten Angestarrtwerden und der Lächerlichkeit preiszugeben. Das Thema beschäftigt beide auch alleine: während sich die Frau darum bemüht, möglichst nicht gesehen zu werden, sich möglichst unauffällig zu benehmen und sich möglichst wenigen Blick auszusetzen, legt der Mann ein Lexikon der Blicke an: welche Formen von Blicken gibt es, welche Arten des Sehens und Gesehenwerdens, wie kann man sich dagegen schützen oder zur Wehr setzten. 

So ist der 1999 geschriebene Roman von Elif Shafak eine Reise durch Zeit und Raum, vom aktuellen Istanbul nach Sibirien zur Zeit der Pelzjäger und der Schamanen und nach Frankreich im 19. Jahrhundert, und ins Istanbul vor 100 Jahren. Ineinandergeschachtelte Geschichten, Zauberei, Blicke von Sehnsucht verzehrt, Blicke, die schreckliche Erlebnisse unvergessbar machen, Blicke, die so gleichgültig sind, dass sie Leben auslöschen können. Und einem dabei immer auch einen Spiegel vorhalten – fast wie in einem Spiegelkabinett.

In einer opulenten Sprache nimmt uns Shafak mit auf eine phantastische Reise. cn 

Klappentext:

Eine übergewichtige Frau und ihr Geliebter, ein Kleinwüchsiger, haben es satt, ständig angestarrt zu werden. Richtig wohl fühhlen sie sich nur in ihrer Dachgeschosswohnung in Istanbul, und gemeinsam trauen sie sich höchstens verkleidet das Haus zu verlassen – zu skurril scheint der Anblick dieses Paares. Während die Frau sich mehr und mehr zurückzieht und dabei mehr und mehr isst, arbeitet ihr Freund beinahe obsessiv an seinem Lexikon der Blicke, in dem er alle Begriffe versammelt, die mit Sehen und Gesehenwerden zu tun haben. Doch mit der Zeit müssen die beiden erkennen, wer sie wirklich sind und warum sie tun, was sie tun.

Der menschliche Drang, andere Menschen zu mustern und sich mit ihnen zu vergleichen, kam nicht erst im digitalen Zeitalter auf. Dies beschreibt Elif Shafak auf elegante und unvergessliche Weise in ihrem vielschichtigen Roman, der auf überraschenden Pfaden weit zurück in die Geschichte führt.

Über die Autorin / über den Autor:

Elif Shafak, in Strassburg geboren, gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihre Werke wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt. Die preisgekrönte Autorin von siebzehn Büchern, darunter Die vierzig Geheimnisse der Liebe (2013) und Ehre (2014), schreibt auf Türkisch und Englisch. Mit Unerhörte Stimmen (2019) stand sie auf der Shortlist des Man Booker Prize. Ihre Artikel und Auftritte machen sie zum viel beachteten Sprachrohr für Gleichberechtigung und freiheitliche Werte zunächst in der Türkei, später in ganz Europa. Elif Shafak lebt in London.

Preis: CHF 30.00
Sprache: Deutsch (aus dem Türkischen von Gerhard Meier)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2020 (1999)
Verlag: Kein & Aber
ISBN: 978-3-0369-5829-3
Masse: 398 S.

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