Cédric Herrou

Ändere deine Welt

Ein sehr wichtiges und positives Buch für alle, die eine Idee bekommen möchten, wie zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen Unmenschlichkeit möglich ist.

Gebannt folgt die Leserin und der Leser dem Werdegang eines jungen Menschen, der in einem Quartier von Nizza aufwuchs, wo die Stadt die nicht "Erfolgreichen" hindrängte. Cédric Herrou ist gelernter Automechaniker und hat sich die Kenntnisse für den Olivenbau und Tierhaltung schrittweisse angeeignet. Er hatte sich selber nie als politisch definiert, und tut es im eigentlichen Sinne auch heute nicht. Er setzt sich frei von ideologischer Vereinnahmung für die flüchtenden Menschen ein. Er kann dies wirksam tun, weil er im Verlauf seiner Arbeit als Fluchthelfer Mitstreiter:innen an seiner Seite findet, die sich in der Gesetzgebung und den dazu gehörenden Apparat auskennen.

Cédric Herrou stellt sich nicht als Helden dar, sondern als einen Menschen, der im Grunde genommen ein ruhiges Leben hätte leben wollen, aber diese Vorstellung zu einem grossen Teil verabschieden musste, um sich selber bleiben zu können. Das Buch ist ein grandioses Lehrstück über den Rechtsstaat, die Bedeutung der Menschrechte und die Möglichkeit sich darauf zu berufen. Ändere deine Welt ist ein lebendiges Buch über hartnäckige juristische Kämpfe und wahrhaftes Leben. Eine Wohltat! ap

Klappentext:

Dieses Buch ist das aussergewöhnliche und bewegende Zeugnis eines Mannes, der sich gegen den Zynismus der Behörden auflehnt. Eigentlich wollte Cédric Herrou ein einfaches und zurückgezogenes Leben als Olivenbauer im abgeschiedenen Royatal führen. Doch dann sah er immer mehr Geflüchtete an der französisch-italienischen Grenze stranden, wenige Kilometer von seinem Hof entfernt. Er sah, wie die Polizei sie systematisch – und widerrechtlich – an der Einreise hinderte. Und er sah das Elend und Leid in den Augen dieser Menschen.

Wie viele andere hätte er wegschauen können, entschied sich aber, im Namen der Menschlichkeit diesen Vertriebenen und Misshandelten zu helfen. Er brachte sie für ein paar Tage auf seinem Hof unter und fuhr sie dann zu einem Bahnhof, von dem aus sie ins Landesinnere gelangen und Asyl beantragen konnten. Immmer mehr Menschen campierten geschützt auf seinem Hof. Immer wieder musste er sich Lösungen ausdenken – aber nicht mehr allein. Freiwillige kamen: manche Geflüchtete blieben, um zu helfen: mit Bürgerinitiativen arbeitete er zusammen und schliesslich auch, was er anfangs abgelehnt hatte, mit der Presse. Sein Engagement, über das immer mehr nationale wie internationale Medien berichteten, trug ihm zahllose Verhaftungen und Prozesse ein. Gleichzeitig machte es ihn zum Gesicht des zivilgesellschaftlichen Widerstands gegen das unmenschliche und illegale Verhalten des französischen Staates im Royatal.

2019 schafften er und seine Anwälte es, dass das oberste Verfassungsorgan Frankreichs die Brüderlichkeit aus dem Wahlspruch des Landes – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – als Grundrecht in die Verfassung aufnahm, womit die Immunität für uneigennützige Hilfe für Flüchtlinge nun tatsächlich galt.

Über die Autorin / über den Autor:

Cédric Herrou, geboren 1979, wuchs im Armenviertel von Nizza auf. Er erwarb einen verlassenen Olivenhain in der Nähe von Breil-sur-Roya und machte ihn wieder fruchtbar. Angesichts der Not von Geflüchteten an der Grenze zu Italien entwickelt sich Herrou, der eher apolitische Punk und Einzelgänger, zum Migrationsaktivisten. 2019 gründet er zusammen mit Asylsuchenden Emmaüs Roya, die erste landwirtschaftliche Gemeinschaft der auf Hilfe zur Selbsthilfe setzenden Emmaüs-Bewegung, der er bis heute angehört.

Preis: CHF 28.00
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Barbare Heber-Schärer, Andrea Stephani)
Art: Broschiertes Buch
Erschienen: 2022 (2020)
Verlag: Rotpunktverlag
ISBN: 978-3-85869-945-9
Masse: 264 S.

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