Abdelaziz Baraka Sakin

Der Messias von Darfur

Der Messias von Darfur versetzt uns in die frühen 2000er-Jahre, als Angehörige einer nomadischen Gemeinschaft die sesshafte Bevölkerung der Provinz Darfur im Sudan attackierte und massakrierte. Vordergründig ein Streit um Zugang zu Weiden, wohl eher ein sich Zugang Verschaffen zu Bodenschätzen durch die herrschende Elite. Die Geschichten der einzelnen Personen zeigen die grossen Gräben zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf. Ein Reigen von verletzten Personen, auf welcher Seite auch immer sie stehen. Ein hoffnungsloser Krieg, in den sie alle verwickelt sind, mit zynischen und skrupellosen Drahtziehern im Hintergrund, die aus purer Gier die Dörfer der afrikanisch-stämmigen Bevölkerung in Darfur dem Erdboden gleichmachen lassen. Ein hoffnungsloser Krieg, den niemand eigentlich versteht und den niemand wirklich gewinnen kann, bei dem aber alle verlieren und immer mehr verlieren. Von diesen Verlusten erzählt Sakin in seinem Buch, und von einer Hoffnung. Eine Hoffnung, die eigentlich nur ein Traum ist. Ein neuer Messias, einer, der Dinge wieder zusammenfügen kann. Die Fäden der verschiedenen Geschichten treffen sich beim Messias. 

Ein zugleich sehr moderner und fast schon biblischer Text, in dem die verschiedenen Charaktere mit grosser Sorgfalt und Zurückhaltung gezeichnet werden. So viele Gräueltaten werden beschrieben, dass man es gar nicht für möglich hält, das Lesen darüber erträglich zu machen. Doch es ist irgendwie erträglich, weil diejenigen, denen die Leiden widerfahren nicht zu sprach- und tatenlosen Opfern werden, sondern sich wehren, sich rächen. Der Krieg in Darfur ist auch eine der sehr düsteren Geschichten der Menschheit – noch nicht so lange her, und schon fast wieder ganz vergessen. Zu lesen, wie diese Gräuel zumindest auf literarischer Ebene verarbeitet werden, stimmt hoffnungsvoll. cn

Klappentext:

Zwei junge Sudanesen, Ibrahim und Shikiri, werde auf der Fahrt nach Khartum aus dem Bus gezerrt und zum Militärdienst eingezogen. Ihr Einsatzgebiet: die Region Darfur, in der sich die Regierung in einem erbitterten Bürgerkrieg mit Rebellengruppen befindet. Unterstützt werden die Soldaten von den Djandjawid, einer Söldnertruppe, die mit äusserster Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vorgeht.

Im weiteren Verlauf begegnet Shikiri einer jungen Frau, die durch die Djandjawid alles verloren hat und zu allem bereit ist. Es beginnt eine Odyssee dieser drei zu beiden Kriegsparteien, durch verschiedene Kampfgebiete, durch Episoden der sudanesischen Geschichte.

Aber es gibt noch jemanden, der die Pläne aller Parteien und Personen durchkreuzt: den sogenannten Messias von Darfur, der jesusgleich predigt, Wunder wirkt und immer mehr Anhänger findet. Kann er Heil bringen in diese aussichtlsose Lage?

Baraka Sakin schildert in diesem vielschichtigen Roman authentisch die Zerrissenheit des Sudan und gibt Einblick in die Mechanismen ähnlicher Konflikte. Er erzählt aber auch eine bewegende Geschichte über Krieg und Abenteuer, Liebe und Rache, Glauben und Magie. Ein Roman, der von schwarzem Humor und grosser Menschlichkeit geprägt ist.

Über die Autorin / über den Autor:

Abdelaziz Baraka Sakin wurde 1963 in Kassala, einer Grenzstadt zu Eritrea im Osten des Sudan, geboren. Nach der Schulzeit studierte er Betriebswirtschaft an der Universität Assiut in Ägypten. Zurück im Sudan wurde Sakin 1993 zunächst Englischlehrer an seinem alten Gymnasium, bevor er von 2000 bis 2009 für verschiedene internationale Hilfsorganisationen tätig war. In ihrem Auftrag kümmerte er sich um Projekte in der Provinz Darfur. Seine dabei gewonnenen Erfahrungen bilden den Hintergrund des hier vorliegenden Romans.

Im Jahr 2000 begann Sakin erste Texte zu veröffentlichen. Einem grösseren Publikum wurde er mit der Verleihung des sudanesischen Tayeb-Salih-Preises im Jahr 2009 bekannt. Danach wurden seine Bücher konfisziert und verboten. Dies war auch der Grund dafür, dass er in Österreich um Asyl suchte. Seit 2013 lebt er in Saalfelden und inzwischen auch in Montpellier, Frankreich.

Preis: CHF 28.90
Sprache: Deutsch (aus dem Arabischen von Günther Orth)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2021 (2012)
Verlag: Edition Orient
ISBN: 978-3-945506-22-6
Masse: 168 S.

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