Gustave Flaubert

Salambo – Der Roman Karthagos

Salambo ist präzise und voller Details, aber vor allem Zeitzeugnis des vorherrschenden Eurozentrismus: In Salambo erscheint der Orient exotisch, mysteriös und bedrohlich. Während das Buch sich zwar an historischen Ereignissen orientiert, ist die Protagonistin Salambo erfunden. Flauberts Buch verfestigt mit seinen Darstellungen den konstruierten Gegensatz zwischen dem "Westen" und "Orient", wie auch das vorherrschende Frauenbild des 19. Jahrhunderts, das sich in diesem Roman – indem es in einer Handlung weit in der Geschichte zurück verortet wird – als sozusagen schon immer gegeben verstanden wird. Warum empfehle ich das Buch? Viele haben L’Éducation sentimentale (1869) oder Madame Bovary (1856) von Gustave Flaubert gelesen, Salambo (1862) ist den meisten aber unbekannt. Salambo eröffnet uns jedoch einen anderen Blick auf Flaubert und seine Ansichten auf die Welt. Der Roman lässt uns literarisch genussvoll in die Gedankenwelt des europäischen 19. Jahrhundert eintauchen und offenbart der Leserin und dem Leser, warum heute immer noch gewisse Gedanken herumgeistern und die Fantasie beflügeln. ap

Klappentext:

Nach dem 1. Punischen Krieg (241 bis etwa 238 v. Chr.) will Karthago seine Söldner entlassen, ohne ihnen den Sold voll zu zahlen. So kommt es zum Konflikt und zum Krieg. In Karthago kämpfen die Patrizier Hamilkar und Hanno um Macht und Einfluss in der Repulik. Matho, der Heerführer der Söldner, verfällt der Liebe zu Hamilkars Tochter Salambo.

In kaum einem anderen Roman der Weltliteratur wird so viel gemordet, geplündert und zerstört wie in Flauberts historischem Karthago-Roman. Mit ungeheurem sprachlichen Aufwand werden grosse Heere, Kampfelefanten, Tempel und Paläste, schöne Landschaften, exotische Frauen und Männer aufgefahren, nur um diese ganze Welt grandios untergehen zu lassen. Madame Bovary warf man Pornographie, Salambo Sadismus vor. Doch beide Vorwürfe waren haltlos bei einem Autor, dem es schlicht um Genauigkeit ging – eine Genauigkeit, die uns heute den Religionswahn und die Barbarei dieses Romans so nah erscheinen lässt.

Über die Autorin / über den Autor:

Gustave Flaubert, geboren 1821 in Rouen besuchte zuerst die Schulen in seiner (durch Madame Bovary berühmt gewordenen) Vaterstadt, studierte eher lust- und erfolglos die Rechte in Paris und musste sich dann aufgrund eines rätselhaften Nervenleidens aus jeder Berufstätigkeit zurückziehen. Er lebte in strenger schriftstellerischer Askese in Rouen, unternahm immer wieder Reisen in Europa, nach Nordafrika und dem Nahen Osten und starb 1880 im Alter von 59 Jahren. Flaubert war unerbittliche Präzision in der Kunst wichtiger als überhitzte Inspiration und das Suchen nach bisher unbeschriebenen Aspekten der Wirklichkeit wesentlicher als romantische Gefühlsdarstellung.

Preis: CHF 14.50
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Petra-Susanne Räbel)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2010 (1862)
Verlag: Fischer Taschenbuch
ISBN: 978-3-596-90152-4
Masse: 384 S.

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