Négar Djavadi

Die Arena

Benjamin Grossmann ist im Osten von Paris aufgewachsen. In einem Problemviertel, wo hohe Arbeitslosigkeit, Drogen, Gewalt den Rhythmus des Quartiers bestimmt haben. Aber er hat es geschafft. Er ist Europachef des Streaming-Anbieters BeCurrent geworden und bewegt sich nun in ganz anderen Gegenden der Stadt und der Welt. Was früher vielleicht die Banker waren, sind heute die Medienmenschen, die Leute, die für die Plattformen arbeiten, die Serien produzieren und damit zeitgleich Millionen von Menschen in ihren Bann ziehen. So also ist Benjamin Grossmann zu den Mächtigen gekommen. Doch trotz allem erinnert er sich an seine Geschichte – und an seine Mutter, die er besucht hat, als ihm sein Handy abhanden kommt. Ein schwerer Verlust und ein riskanter noch dazu, denn in seinem Handy sind alle möglichen Dinge, die seine Arbeit und seine Strategien betreffen, gespeichert. Beim Versuch, den erstbesten Verdächtigen zur Rückgabe seines Handys zu bringen, kommt es zu einer Rangelei. Doch das Handy bleibt verschwunden.

Als am nächsten Morgen eben jener Verdächtige, ein junger Mann mit Migrationshintergrund tot aufgefunden wird, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Denn das Auffinden des Leichnams wird in einem Video, der aufs Netz gestellt wird, als ein respektloser Übergriff der Polizei dargestellt. Eine Fiktion, eine Interpretation, die das Quartier an den Rand des Abgrunds bringt, denn alle wollen ihren Profit aus dieser Situation schlagen.

Einerseits ist das Buch eine Sozialstudie, die die Problematik der Problemquartiere von Paris darstellt, aber auch die Heimatlosigkeit, die Ausgegrenztheit und die Alternativlosigkeit ihrer Bewohner und Bewohnerinnen thematisiert. Andererseits zeigt die Geschichte das Verfliessen von Fakten und Fiktion miteinander. Als würden die Serien die Realität übernehmen. Als richtete sich die Interpretation der Realität und der Geschehnisse nach einem Drehbuch einer Serie. Spannend und mitreissend – und mit beissender Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen! cn

Klappentext:

Benjamin Grossmann hat es geschafft, so glaubt er. Einst in einem Pariser Problemviertel aufgewachsen, ist er als Europachef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent, vergleichbar mit Netflix, in die Stadt zurückgekehrt. Ein kleiner, banaler Fehler zieht aberwitzige Folgen nach sich: Er verliert sein kostbares Handy – mit George Glooneys Privatnummer! – oder wurde es ihm gestohlen? Der Junge, den er als Dieb verdächtigt und gegen einen Eisenzaun geschubst hatte, wird am nächste Morgen tot aufgefunden. War er Schuld daran?

Eine junge, türkischstämmige Polizistin tritt dem Toten, den sie für betrunken hält, in die Seite. Ein zusammengeschnittenes Video davon geht viral: Ganz Paris, die dauererregte Stadt der sozialen Gegensätze, der Reichen und Geflüchteten, der Migranten und Medien-Mogule, ist in Aufruhr – und die sozialen Medien wirken als Brandbeschleuniger. In einer Art Victor Hugo-Roman 2.0 über  Paris als eine Weltstadt des radikalen Wandels erzählt Négar Djavadi in dieser rasanten Geschichte von Menschen unter Druck, von Siegern und Besiegten, von einer Jugend, die keinen Schutz mehr zu geniessen scheint, und von einem Erfolgszwang, der immer neue Opfer fordert. Ein faszinierendes Panorama unterschiedlichster Milieus, ein grosser Gesellschaftsroman über eine Stadt, in der ein kleiner Funke riesige Brände entfachen kann.

Über die Autorin / über den Autor:

Négar Djavadi, 1969 in Iran geboren, stammt aus einer Familie von Oppositionellen und floh im Alter von elf Jahren zu Pferd über Kurdistan mit ihrer Mutter und ihren Schwestern vor den Folgen der Iranischen Revolution in den Westen. Sie ist Drehbuchautorin, Regisseurin und Schriftstellerin, lebt und arbeitet in Paris. Ihr erster Roman, Desorientale (C.H. Beck, 2017) erhielt in Frankreich zahlreiche Preise, wurde dort zum Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die englische Übersetzung erhielt den Lambda Literary Award, den Van Cleef & Arpels Albertine Prize und stand auf der Shortlist des National Book Award for Translated Literature und auf der Shortlist des Dublin Award. Arène (2020) hat sich in Frankreich mehr als 20'000-mal verkauft und erhielt den Prix Millepages 2020.

Michaela Messner, geboren in Mainz, lebt als Literaturübersetzerin in München. Sie hat u.a. Werke von Alexander Dumas, Anne und Emily Brontë, Jean Baudrillard und César Aira ins Deutsche übertragen. 1992 wurde sie mit dem Raymond-Aron-Preis ausgezeichnet.

Preis: CHF 36.50
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Michaela Messner)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2022 (2020)
Verlag: C.H. Beck
ISBN: 978-3-406-79126-0
Masse: 463 S.

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