Édouard Louis

Die Freiheit einer Frau

Auf feinfühlige Art befragt Édouard Louis das Leben seiner Mutter. Ausgehend von einem Foto aus der Jugend seiner Mutter stellt er sich ihre Träume vor, ihre Wünsche für ihre Zukunft. Und stellt diese dem entgegen, was tatsächlich aus ihrem Leben geworden ist. Noch nicht zwanzig Jahre alt ist sie schwanger geworden und musste ihre Ausbildung abbrechen. Bald hatte sie zwei Kinder und befand sich in einer Ehe, in der sie alles andere als glücklich war. Damals hatte sie es noch geschafft, sich zu trennen und einen Neuanfang mit Édouards Vater zu wagen. Auch dieses Leben ging bald schief. So schief, dass selbst Louis als Junge es nicht mochte, seine Mutter glücklich zu sehen. Zu ungewohnt war das Bild.

Analytisch, aber immer auch selbst betroffen, beschreibt Louis Szenen aus dem Leben seiner Mutter, die Gewalt, die sie durch die sozialen Klassenunterschiede erfahren hat – und die er selber dann weitergeführt hat, als er sein Herkunftsmilieu verlassen hat. Louis ist voll Bewunderung für die Stärke dieser Frau, die es dann doch noch geschafft, sich aus dem Gefüge zu befreien, das ihr jedes Glück verweigert hat. Eine sehr lesenswerte Hommage an das Leben und den Veränderungswillen seiner Mutter! cn

Klappentext:

Mit sechzehn muss Édouard Louis' Mutter Monique die Schule verlassen, weil sie schwanger ist, mit neunzehn hat sie zwei Kinder, keine Ausbildung und einen Mann, den sie hasst, zu viel Gewalt, zu viel Alkohol. Als Kind und Jugendlicher schämte sich Louis für seine Mutter. Sie ist fünfzig, als sie ihn anruft: "Ich hab es getan." Wie er selbst Jahre zuvor hat sie endlich mit ihrem bisherigen Leben gebrochen. Édouard und Monique treffen sich in einem Pariser Café, Louis erkennt seine Mutter fast nicht, sie strahlt, ist voller Lebensenergie.

Eine schonungslose und liebevolle Hommage an die eigene Mutter.

Über die Autorin / über den Autor:

Édouard Louis, 1991 geboren, ist ein internationaler Shootingstar, seine Bücher erscheinen in 30 Ländern und werden regelmässig auf die Bühne gebracht, zuletzt Wer hat meinen Vater umgebracht. Ob Gilets jaunes oder Polizeigewalt, Louis tritt öffentlich für die von der Gesellschaft Vergessenen ein. Er lebt in Paris und überall auf der Welt.

Hinrich Schmidt-Henkel übersetzt aus dem Französischen, Norwegischen, Italienischen und Dänischen, darunter Jon Fosse, Tomas Espedal, Jean Echenoz, Louis-Ferdinand Céline. Er wurde u.a. mit dem Jane-Scatcherd-Preis, dem Paul-Celan-Preis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

Preis: CHF 24.50
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2021
Verlag: Fischer
ISBN: 978-3-10-000064-4
Masse: 96 S.

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