Erri de Luca

Das Meer der Erinnerung

Ein eigenwilliger Roman über das Erwachsenwerden im Italien der Nachkriegszeit. Der Ich-Erzähler, ein sechzehnjähriger Junge aus Neapel, verbringt wie jeden Sommer gemeinsam mit seiner Familie auf der Insel Ischia seine Ferien. Hier darf er verwildern, die Lockerung der Regeln, wie sie auf dem Festland gelten, werden auch von den Eltern gutgeheissen. So geniesst er es, barfuss herumzustreunen und das Handwerk des Fischens zu erlernen. Er ist ein sehr wissbegieriger Mensch und so findet er sich auch nicht damit ab, die Geschichte aus den Lehrbüchern zu erfahren, sondern will von noch lebenden Zeitzeugen erfahren, was damals im Krieg passierte. Jedoch alle halten sich bedeckt und wollen nun nach vorne schauen, sich nicht erinnern, nicht alte Wunden und Schuldgefühle wecken. So herrscht ein grosses Schweigen über die Folgen des Faschismus und des Nationalsozialismus in Italien. Die vielen Deutschen, die die Insel nun als Touristen bevölkern und die zwar nicht mehr als Besatzermacht auftreten, doch gerne mal ein Nazi-Lied anstimmen, werden nun als Kunden umworben. Doch der Junge gibt nicht auf und schliesslich ist es sein Fischer-Lehrmeister Nicola, der ihm auf offener See als einziger in eindrücklichen Schilderungen den Wahnsinn und die Verstrickungen vom Krieg offenbart.

Im Lauf des Sommers radikalisiert sich der Ich-Erzähler zunehmend, sensibilisiert auch durch die Bekanntschaft mit Caia, einem etwas älteres Mädchen, das als Vollwaise in einem Schweizer Internat aufwächst. Sie gefällt ihm. Jedoch ist es nicht eine Schwärmerei aus sexuellem Begehren heraus, sondern es geht um eine andere Verbundenheit, die sich im Lauf des Romans auf schöne Weise offenbart. Erri de Luca vermischt unkonventionell die Magie des Unterbewussten und seinen Spiegelungen und Projektionen mit präzisen und schönen Beschreibungen der Handlungen, dem Meer und den Landschaften. Das Meer der Erinnerung lohnt sich zu entdecken. ap

Klappentext:

Während sich die anderen Jugendlichen aus der Stadt in den Sommerferien auf Ischia am Strand vergnügen, fährt der sechzehnjährige Ich-Erzähler jeden Morgen mit dem Fischer Nicola hinaus aufs Meer. Von ihm lernt er das Handwerk des Fischens, und Nicola ist der Einzige, der seinen Wissensdurst stillt und ihm vom Krieg erzählt. Die Abende verbringt er oft mit der Clique seines älteren Cousins. Dort lernt er Caia kennen, und ein überwältigendes Begehren ergreift den Sechzehnjährigen. Er ist überzeugt, dass Caia ein Geheimnis besitzt, und entschlossen, es in stiller Intimität ans Licht zu bringen.

Über die Autorin / über den Autor:

Erri De Luca, geboren 1950 in Neapel, zog mit 19 nach Rom und arbeitete dort als Maurer, LKW-Fahrer und Lagerarbeiter. Im Selbststudium brachte er sich mehrere Sprachen bei, darunter auch Althebräisch, um die Bibel übersetzen zu können. Erst mit 40 begann er zu schreiben und hat seither mehr als 30 Romane, Essays und Übersetzungen veröffentlicht und gehört zu den meistgelesenen, auflagenstärksten Autoren Italiens. Seine Bücher wurden in Italien, Frankreich und Israel zu Bestsellern, und sind ausserdem in Ländern wie Spanien, Portugal, Holland, den USA, Brasilien, Polen und Litauen erschienen. Erri De Luca wurde 2010 mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet und 2013 mit dem Prix Européen de Littérature.

Preis: CHF 17.90
Sprache: Deutsch (aus dem Italienischen von Tobias Eisermann)
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2021 (1998)
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3-548-29102-4
Masse: 144 S.

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