Steven Price

Der letzte Prinz

"Was könnte mich dazu veranlassen ein Buch zu lesen, das die letzten drei Jahre im Leben eines begüterten Aristokraten beschreibt?" – so mag sich die Leser*in fragen, wenn sie das Buch aufschlägt und Giuseppe Tomasio, dem letzten Fürsten von Lampedusa, im regenreichen Januar des Jahres 1955 in einem mittelalterlichen Palazzo in der engen Via Buttera in Palermo das erste Mal begegnet – zumal schon binnen zehn Seiten das Geheimnis um das Ende des Romans gelüftet wird: der Protagonist wird an einer Lungenkrankheit sterben. Die Neugierde mag sie dazu anregen weiterzulesen, um mehr über das Leben der begüterten Oberschicht Siziliens und die Entstehungsgeschichte des Weltbestsellers Der Leopard zu erfahren. Doch bald wird sie feststellen, dass sie über den Roman sehr wenig, über den Menschen Giuseppe Tomasio aber sehr viel erfährt und damit auch sehr viel über die Möglichkeit, mit Schicksalsschlägen und den Verwirrungen des 20. Jahrhunderts umzugehen oder eben nicht und was es bedeutet vom Schicksal auf den Posten des Beobachters beordert zu werden. Sie wird weiterlesen, um der Reise eines Herzens durch das kriegszerrüttete Europa zu folgen – immer aus der Perspektive der Nachkriegszeit und in der Erinnerung des Fürsten, dem Contenance das Wichtigste ist und der seinen Platz im Leben sucht, ohne sich gewahr zu werden, dass dies bedeuten würde, sich gegen das Schicksal aufzulehnen, das für den letzten Spross eines bedeutenden Adelsgeschlechts keine Aufgabe definiert, weil das Herrschaftssystem, das er verkörpert, schon längst seine letzten Atemzüge ausgehaucht hat.

Wer die Melancholie eines zu Ende gehenden Sonnentags im Mezzogiorno liebt und bereit ist, sich dem Moment hinzugeben, da in der aufgehenden Nacht sich für einen Moment das Weltall zu öffnen scheint, nimmt aus diesem Buch einen Gedanken mit, der uns helfen mag, gerade in unserer erratischen Welt Orientierung zu finden: Um mit Schicksalsschlägen umzugehen, ist nicht immer Handlung das richtige Mittel – oft muss sie mit Duldung verbunden werden. Ebel Bertrand

Klappentext:

Als junger Mann hat Giuseppe Tomasi Europa bereist, hat den 1. Weltkrieg mit einigen äusseren und inneren Blessuren überstanden, hat englische Literatur studiert, spricht fliessend mehrere Sprachen und hat die Klassiker seiner Zeit im Original gelesen. Er selbst ist ein Aristokrat von der Spitze seines Spazierstocks bis in die sorfgältig zurückgekämmten Haarspitzen.

Er ist der letzte Spross eines einst mächtigen sizilianischen Adelsgeschlechts und kinderlos verheiratet mit einer schönen und klugen Frau, der lettischen Baronesse Alexandra von Wolff-Stomersee, Tochter der italienischen Opernsängerin Alice Barbi. Im Angesicht seines bevorstehenden Todes verfällt er in einen Schaffensrausch und schreibt in kaum drei Jahren seinen einzigen Roman: Den Weltbestseller Der Leopard. Der Roman wurde zum Longseller, das meistverkaufte Buch des 20. Jahrhunderts in Italien, wurde in über 20 Sprachen übersetzt und von Luchino Visconti mit Burt Lancaster, Claudia Cardinale und Alain Delon verfilmt.

Steven Price schaut in seinem opulenten, melancholischen Roman diesem genialischen Autor über die Schulter und beschreibt, wie ein Meisterwerk entstand.

Über die Autorin / über den Autor:

Steven Price, geboren 1976 in Victoria, British Columbia, ist ein kanadischer Lyriker und Autor. Seine Veröffentlichungen wurden mehrfach ausgezeichnet. Er ist Dozent für Poesie und Literatur und lebt mit seiner Familie in Victoria. Mit Der letzte Prinz war er für den renommierten kanadischen Giller Prize nominiert.

Preis: CHF 30.00
Sprache: Deutsch (aus dem Englischen von Malte Krutzsch)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2020 (2019)
Verlag: Diogenes
ISBN: 978-3-257-07143-6
Masse: 366 S.

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