Michela Murgia

Drei Schalen

Der Erzählband Drei Schalen von Michela Murgia hat mich sehr beeindruckt und im wahrsten Sinne erhellt. Im Klappentext wird er tatsächlich unter anderem als hell beschrieben. Das ist sehr passend, und ich hätte kein besseres Adjektiv finden können, um das Gefühl zu beschreiben, das diese Geschichten in mir zurückliessen. Trotz der zahlreichen schwierigen existenziellen Fragen, die die verschiedenen Protagonist:innen umtreiben, sind die Geschichten voller Helligkeit. Das hat damit zu tun, wie Murgia schreibt, aber auch damit, was sich die Autorin als Erzählstoff ausdachte bzw. durch wen sie beschloss diesen zu erzählen. In der Filmbranche würde mensch von perfektem Casting sprechen.

Die Autorin gibt uns dabei einen intimen Einblick in verschiedene soziale Gefüge der italienischen Gesellschaft und lässt die Verbundenheit dieser Gefüge überraschend in den einzelnen Geschichten aufblitzen. Völlig unerwartet, nie absehbar, erfahren wir plötzlich wie eine Person aus der einen Geschichte mit einer Person aus einer anderen Geschichte verbunden ist. Besonders interessant ist zudem der Blick zurück in das von Corona überfallene Italien. Wir erfahren, wie die Menschen diesen Ausnahmezustand erlebten und wie sie ihm begegneten. Drei Schalen ist sehr lesenswert! ap

Klappentext:

Wie gehen Menschen mit einer grundstürzenden existentiellen Veränderung um? Das neue, letzte Buch der grossen italienischen Schriftstellerin Michela Murgia erzählt davon: unverblümt und trostreich, kompromisslos und voll ermutigender Lebensklugheit.

Eine Frau sucht einen Namen für ihren Tumor. Eine andere holt sich die Pappfigur eines Popsängers ins Haus, als der geliebte Sohn auszieht. Eine Kinderhasserin bietet sich ihren Freunden als Leihmutter an. Aus Angst, seiner Exfreundin zu begegnen, traut sich ein Mann kaum noch vor die Tür, und eine Verlassene kann die Trennung buchstäblich nicht verdauen.

Die Protagonisten von Michela Murgias Geschichten erleben alle auf ihre Weise einen radikalen Umbruch: Sie verlieren sämtliche Gewissheiten – und finden die unterschiedlichsten Antworten auf das, was ihnen geschieht. Sie treffen ungewöhnliche Entscheidungen, kämpfen ums Überleben, erfinden sich neue Rituale oder wählen die kontrollierbare Katastrophe, um der unkontrollierbaren zu entgehen.

Ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung erzählt Michela Murgia in zwölf miteinander verflochtenen Geschichten von Krankheit und Tod, von Trauer und neuer Liebe, von der Kunst des Abschiednehmens und der des Weiterlebens. Ein Mut machendes Buch über Krisen und Neuanfänge, wahrhaftig und hell.

Über die Autorin / über den Autor:

Michela Murgia wurde 1972 in Cabras (Sardinien) geboren. Mit Romanen wie Accabadora, der in 25 Sprachen übersetzt und auf Deutsch bereits über 150'000 Mal verkauft wurde, avancierte sie zu einer der bekanntesten Autorinnen Italiens. In Radio und Fernsehen, Essays und Satiren wie Faschist werden bezog Murgia öffentlichkeitswirksam Position gegen die italienische Rechte und wurde dafür heftig attackiert. Im Frühjahr 2023 machte sie ihre schwere Krankheit öffentlich, im August 2023 starb Michela Murgia im Alter von 51 Jahren. Viele ihrer Bücher sind bei Wagenbach erschienen.

Preis: CHF 27.50
Sprache: Deutsch (aus dem Italienischen von Esther Hansen)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2024 (2023)
Verlag: Wagenbach
ISBN: 978-3-8031-3363-2
Masse: 160 S.

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