Georg Bossong

Das maurische Spanien. Geschichte und Kultur

Die schmalen Bücher der Reihe "Wissen" aus dem Verlag C.H. Beck geben in der Regel einen kompakten, sachlichen Überblick über ihr jeweiliges Thema. Weit darüber hinaus geht Georg Bossong mit seinem Abriss über Das maurische Spanien. Er setzt eigene Akzente und lässt seiner Begeisterung Raum, die ansteckt. 

Der Romanist, der bis 2013 an der Universität Zürich lehrte, beschreibt die 900 Jahre der islamischen Herrschaft (711–1492) in (Süd)Spanien nicht einfach als Abfolge von Herrschern, Kriegen und Machtkämpfen. Dies auch. Aber er lässt auch ein Al-Andalus auferstehen, das eine reiche kulturelle Vielfalt besass und einen markanten Beitrag zur Entwicklung Europas leistete. Die Hälfte der rund 120 Seiten widmet Bossong der Kultur, Religion, Philosophie, Dichtung und Architektur. Man liest von den Übersetzerschulen von Toledo, wo das wissenschaftliche und philosophische Erbe der griechischen Antike weitervermittelt und eigenständig weiterentwickelt wurde. Man staunt, wie hoch die Dichtung geachtet und geschätzt wurde. Und man begegnet den bedeutendsten Denkern des Mittelalters, die hier guten Nährboden fanden. Christliche Monarchen huldigten den Kalifen von Córdoba, der Papst selbst reiste an. Im 10. Jahrhundert hatte die Christenheit dem Glanz und der Kultiviertheit des Kalifats nichts entgegenzusetzen.   

Bossong beschreibt Al-Andalus als einen Ort des Miteinanders, wo der Kontakt (zumindest zeitweise) zwischen den Kulturen intensiv und die Weltoffenheit grösser als sonst wo in Europa war. Die vielen verschiedenen Ethnien gaben dem maurischen Spanien das besondere Gepräge. Was nach einer politischen Utopie tönt, verfügt durchaus über eine konkrete historische Realität: Die Angehörigen der drei monotheistischen Religionen koexistierten, wenn auch nicht ohne Probleme, so doch über viele Jahre zum Gewinn aller. Religiöse Feste wurden gemeinsam gefeiert, das Zusammengehörigkeitsgefühl überbrückte Gegensätze. Am Ende des Büchleins ist man versucht zu sagen: Na also, geht doch! Ging zumindest damals. Nur endet die Geschichte nicht an diesem Punkt. Was folgte, wissen wir alle: blutige Kreuzzüge, die bis heute andauern. Leider! Maya Doetzkies

Klappentext:

Im 8. Jahrhundert drangen die Mauren über die Meerenge von Gibraltar nach Norden vor und läuteten damit eine neunhundertjährige Präsenz des Islam auf der Iberischen Halbinsel ein. In dieser Zeit kam es zu einem einzigartigen Miteinander von Muslimen, Christen und Juden und einer Blüte von Wissenschaft, Philosophie, Literatur und Kunst. Die Moschee von Córdoba und die Alhambra von Granada zeugen bis heute von diesem "Goldenen Zeizalter". Georg Bossong beschreibt anschaulich die wechselvolle Geschichte des Maurischen Spanien mit ihrem Glanz, aber auch mit ihren Konflikten, die am Ende des Mittelalters im Zuge der christlichen Reconquista immer härter wurden und zur Vertreibung von Juden und Muslimen führten.

Über die Autorin / über den Autor:

Georg Bossong, geboren 1948, lehrte bis 2013, nach Stationen in Heidelberg, Paris, München und Mannheim, als Professor für romanische Philologie an der Universität Zürich. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die semitisch-romanischen Sprach- und Kulturkontakte auf der Iberischen Halbinsel. Bei C.H. Beck erschienen von ihm ausserdem die Anthologie Das Wunder von Al-Andalus. Die schönsten Gedichte aus dem Maurischen Spanien (2005) sowie Die Sepharden. Geschichte und Kultur der spanischen Juden (2008).

Preis: CHF 14.50
Sprache: Deutsch
Art: Taschenbuch
Erschienen: 2010 (2007)
ISBN: 978-3-406-55488-9
Masse: 128 S.

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