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Kulturnotizen aus Algier

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Von Maya Ouabadi

Version française

Ich mache es, wie es im Meer der Schwimmer macht

Auf Einladung der mille et deux feuilles habe ich vor einem Jahr mit diesem Tagebuch über das kulturelle Leben in Algier, meiner Stadt, angefangen. Ich habe damit begonnen, Ihnen von meinem Fenster zu erzählen, von dem Glück, eine Aussicht auf das Meer zu haben und von der Hilfe, die das bedeutete, um während des Lockdowns durchzuhalten.

Ich hätte nie geglaubt, dass wir ein Jahr später noch am (fast) gleichen Punkt stehen würden. Aber es hat doch – was mich anbetrifft – eine bemerkenswerte Veränderung gegeben: ich konnte reisen. Ich habe einige Wochen in Berlin verbracht, in einer Residenz zusammen mit anderen Frauen, die im Verlagswesen tätig sind.

Während dieses Aufenthaltes ist eine Frage sehr häufig aufgetaucht, jedes Mal wenn ich mich vorgestellt habe: "Wo bist du stationiert?" Das ist eine Frage, die mich zu Beginn ein wenig verstört hat. Es ist doch seltsam, dass dich alle fragen, wo du lebst, wenn du sagst, dass du Algerierin bist. Man schliesst die offensichtliche Antwort von vornherein aus: in Algerien!

Aber es stimmt, dass diese jungen Kolleginnen um mich herum alle in zwei, drei, ja sogar vier oder fünf verschiedenen Ländern gelebt hatten, manchmal wohnten sie auch abwechselnd in verschiedenen Städten.

Es stimmt auch, dass sich die Frage der Abreise, der Auswanderung in einem Land wie Algerien allen stellt, wie eine zusätzliche Etappe in unseren Leben: man geht zur Schule, zur Universität, und dann setzt man seine Studien in Europa fort. Oder auch, man arbeitet, man heiratet, und dann emigriert man nach Kanada. Oder aber, man schuftet und schuftet und nimmt ein Boot, um das Meer zu überqueren …

Was geschieht bloss in unseren Ländern, dass wir alle irgendwann ans Auswandern denken? Dass wir fast täglich über das Auswandern diskutieren? Wieviel Zeit widmen wir diesem Thema? Und selbst wenn wir bleiben, wie oft sagen wir uns, "nein, es ist wirklich unmöglich, hier weiterzumachen".

Diesen Satz äussere ich tatsächlich, wenn ich es nicht schaffe, ein einfaches Verwaltungspapier zu bekommen, wenn ich die nationalen Nachrichten anschaue, wenn ich stundenlang im Stau feststecke … Und doch habe ich nie ausserhalb von Algier gelebt, geschweige denn ausserhalb von Algerien. Ich habe diesen Schritt nie gewagt, vielleicht weil es mir an Abenteuergeist fehlt oder weil ich zu faul bin.

Oder ich habe zu viele Erzählungen von Menschen im Exil gehört und gelesen.

Zu Beginn des Lockdowns habe ich die Romane von Sadek Aïssat wiedergelesen: L'année des chiens (Das Jahr der Hunde), La cité du précipice (Die Stadt am Abgrund) und Je fais comme fait dans la mer le nageur (Ich mache es, wie es im Meer der Schwimmer macht). Die beiden ersten Romane folgen Personen, die in Algier wohnen, im Elend einer deprimierenden Siedlung, in einem der schlimmsten Momente der algerischen Geschichte, während des Bürgerkriegs in den 1990er Jahren.

Der dritte Roman, Je fais comme fait dans la mer le nageur, erzählt vom Leben eines algerischen Einwanderers in Frankreich. Von den drei Erzählungen ist die dritte zweifellos die härteste. Das erste Kapitel trägt den Titel, "denken heisst mit kranken Augen sehen", ein Satz von Pessoa, der im Kopf des Protagonisten kreist. Die Sehnsucht des Exilanten ist unerträglich, er verfällt in eine Form von Wahnsinn. Das beschriebene Elend gleicht demjenigen der ersten beiden Romane, aber der Schmerz, fern vom verlassenen Land, scheint intensiver, weniger erträglich zu sein.

Glücklicherweise ist das nicht das Schicksal von all jenen, die sich zur Abreise entschliessen. Für viele wird das Leben einfacher, sanfter sein, sie werden eine Leidenschaft finden, eine Berufung. Sie werden Dinge tun, die sie zuhause nicht tun konnten. Sie werden sich finden.

Denn was wir eigentlich suchen, ist genau das, eine Basis, auf der wir uns niederlassen können, wo wir unsere Leben aufbauen können, unsere Projekte. Meine Basis, und das ist ein Glück, befindet sich im Moment dort, wo ich schon immer gelebt habe. Von meinem Fenster aus versuche ich zu denken, ohne mit kranken Augen zu sehen, auch wenn ich an all jene denke, die weggegangen sind, die weggehen und die vielleicht nie auf der anderen Seite des Meeres ankommen werden.

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Flamboyant, aber nie mehr verflucht

Auch wenn ich sage, dass mich Literaturpreise nicht interessieren, dass der Wettbewerb in meinen Augen keinen wichtigen Wert darstellt, muss ich doch zugeben, dass mich dieses Jahr die Verleihung des Prix Goncourt an Mohamed Mbougar Sarr für sein Buch La plus secrète mémoire des hommes gefreut hat.

Denn sein Roman, den ich schliesslich gelesen habe, verdient es. Es gibt Passagen darin, vor allem zu Beginn, die wirklich verblüffend sind. Mit einer befreundeten Schriftstellerin haben wir über diesen Titel gesprochen und wir sagten uns, dass er vielleicht eine besondere Leserschaft berührt, nicht unbedingt diejenige, die die gleichen Bücher gelesen hat, aber diejenige, für die Bücher wirklich etwas verändern können. Literatur über Literatur zu machen ist indes eine gefährliche Herausforderung. Mbougar Sarr hat versucht, diese Klippe zu umschiffen, unter anderem durch Humor.

Das Buch erzählt von der Faszination eines jungen senegalesischen Autoren, der sich in Frankreich niedergelassen hat, für einen Landsmann, einen mysteriösen Schriftsteller, der in den 1930er Jahren ein Meisterwerk geschrieben hat, der aber dann, des Plagiats beschuldigt, verschwindet; ebenso wie sein Buch, dessen Existenz alle vergessen zu haben scheinen.

Das Buch ist direkt vom Leben des malischen Schriftstellers Yambo Ouologuem inspiriert, der in den 1960er Jahren für sein Buch Le devoir de violence den Prix Renaudot erhalten hat; aber ziemlich schnell ist er des Plagiats beschuldigt worden, er ist vollkommen von der literarischen Szene verdrängt worden, seine Bücher sind damals sogar aus den Buchhandlungen genommen worden. Ich erinnere mich, dass ich 2018 an einer Würdigung für ihn während des Auftakts der Literatursaison in Bamako teilgenommen habe und einen Artikel darüber geschrieben habe. Was mich bei dieser Würdigung am meisten beeindruckt hat, waren die Beiträge der Studenten, die es bedauerten, dass der Schriftsteller nicht bekannter sei, einige von ihnen entdeckten ihn gerade und schienen wütend. Es ist tatsächlich traurig und macht wütend, die Existenz eines Schriftstellers erst im Moment seines Todes zu entdecken. Denn ja, die Würdigung in Bamako fand einige Monate nach dem Tod von Yambo Ouologuem, am 14. Oktober 2017, statt. Nach dem Pariser Fiasko hat sich der Schriftsteller jahrelang in Mali eingeschlossen, er wollte nicht mehr von Büchern sprechen hören, auch nicht von Frankreich. Wir haben ihn, wie den Helden aus La plus secrète mémoire des hommes, vergessen. Der Titel des Artikels, den ich damals geschrieben habe, lautete "Flamboyant, aber verflucht".

Diese Geschichte stellt die Frage nach der Gewalt des Literaturbetriebs in Europa, insbesondere in Frankreich; eine Gewalt, die sich für die Schriftsteller:innen, die aus anderen Ländern kommen, noch verdoppelt. Denn auf ihnen lastet der Druck von zwei Nationen (wenn nicht sogar von zwei Kontinenten) und von widersprüchlichen Anweisungen. Der algerische Schriftsteller Kamel Daoud hat dies nach dem Erfolg von Meursault contre-enquête selber erfahren. Und Mbougar Sarr erzählt sehr gut davon in seinem Roman, der auch wegen der Selbstironie interessant ist, mit der er die afrikanische Literaturszene in Frankreich beschreibt, wo man sich um den Platz des "jungen vielversprechenden afrikanischen Autoren" streitet, wo man den gleichen Artikeln hinterherrennt, den gleichen Festivals …

Auch aus der Sicht der Rezeption ist in diesen Situationen alles extrem, die Komplimente, die Begeisterung der Verbündeten ebenso wie die Kritik der Gegner. Die Schriftsteller:innen werden zu Symbolen für Dinge, die über sie hinausgehen. Trotzdem habe ich selber einen gewissen Stolz darüber empfunden, dass der Prix Goncourt an einen afrikanischen Schriftsteller verliehen worden ist – und das noch über die Qualität des Buches hinaus. Wenn wir einfach nicht anders können, als auf das zu schauen, was in der französischen Literaturszene passiert, dann liegt das auch daran, dass das Ökosystem in unseren Ländern keine so grossen Gründe zur Freude bietet, oder Gelegenheiten, unsere Künstler:innen zu feiern.

Es ist auch die Lust, an der Schaffung einer echten literarischen Landschaft mitzuwirken, die uns dazu motiviert, Projekte für Zeitschriften, Medien, Begegnungen zu entwickeln. Wir geben uns das Recht und die Pflicht, die Werke, die zu uns sprechen, bei uns lebendig werden zu lassen. Dabei besteht das Ziel darin, ein System zu entwickeln, das alle Akteure der Domäne zufriedenstellt: die Schriftsteller:innen, die Leser:innen, die Verleger:innen, die Kritiker:innen … Ein weniger gewalttätiges System als dasjenige, das die Schriftsteller:innen zermalmt, eines das nicht auf Dominanz und Machtgerangel beruht, sondern für alle, die sich darin befinden, stimulierend wirkt. Das ist ein Traum, den wir hoffentlich noch lange hegen werden.

Hier geht es zum Artikel von Maya Ouabadi in der Zeitung El Watan.

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Brüderlichkeit durch Gewalt

Es gibt nicht genug Adjektive, um die Kette der Ereignisse zu beschreiben, die unsere Städte und unsere Leben diesen Sommer in Algerien heimgesucht hat.

Zuerst ging eine noch nie dagewesene Covid-Welle über das Land hinweg, es herrschte Knappheit an Sauerstoff und an bestimmten Medikamenten, während Wochen waren wir alle auf der Suche nach Gasflaschen, Luftreinigern … unsere Gespräche drehten sich ausschliesslich darum. Als wäre das nicht schon genug, herrschte in Algier zur gleichen Zeit Wasserknappheit. Einige Quartiere mussten zehn Tage warten, bis sie wieder Wasser aus dem Hahn erhielten.

Während uns diese Lebensgrundlagen fehlten, brachen Brände in den Wäldern der Kabylei aus, riesige Brände, die die Dörfer erreichten. Ich weiss nicht genau, wie wir die Energie aufgebracht haben, uns für die Solidarität zu organisieren. Wie beim Sauerstoff dachten wir, die Situation mit unseren eigenen Kräften und mit unseren geringen Ersparnissen bewältigen zu können …

Es war zweifellos zu viel für ein einziges Volk, das Schicksal war unerbittlich, und auch wenn wir uns nicht vorstellen konnten, wie es noch schlimmer werden könnte, ist noch eine Tragödie hinzugekommen, die noch verstörender, noch verheerender war, für die wir weder Viren noch Klima die Schuld geben konnten: Zwei Tage nach dem Ausbruch der Brände, in einer Stadt, die Larebaa Nathereten heisst, ist ein junger Mann namens Djamel Bensmail gelyncht und verbrannt worden. Videos von dieser grausamen Tat waren während Tagen in Umlauf. Man sieht darauf, wie ihn eine Meute angreift. Djamel ist aus seiner Stadt im Westen des Landes angereist, um beim Löschen der Brände mitzuhelfen, als er gelyncht wurde, weil man ihn beschuldigte, die Brände gelegt zu haben (in den offiziellen Reden wurde sofort von kriminellen Brandstiftungen gesprochen).

Nach diesem traumatischen Ereignis waren wir alle wie in Trance, niedergeschlagen wie noch nie. Ich persönlich dachte, dass ich niemals über dieses Erlebnis hinwegkommen würde. Ich wusste nicht, wie ich mir erklären sollte, was geschehen ist. Schlussendlich tat ich, was ich immer tue: Ich suchte in Büchern und Filmen nach Elementen, die mir helfen könnten, zu verstehen, was geschehen ist.

Der erste Film, der mir in den Sinn kam, war Do the right thing von Spike Lee, den ich unbedingt noch einmal sehen wollte. Er erzählt nicht von einem Lynchmord, aber er zeigt, wie die Anhäufung von Ungerechtigkeiten, Aggressionen oder ganz konkret eine Hitzewelle und die Härte des Lebens eine Menschenmenge in den Wahnsinn treiben kann. Auf Anraten einer Freundin sah ich mir ebenfalls Ein Mann wird gejagt an, einen Film über den Gefängnisausbruch von Robert Redford und darüber wie die Langeweile einer ganzen Stadt ihre Bewohner und Bewohnerinnen dazu bringen kann, zu allem bereit zu sein, um den Flüchtigen zu fangen. Nur der Sheriff (Marlon Brando) scheint entschlossen zu sein, ihn vor der angreifenden Horde zu schützen. Ich habe auch viel an den Film Fury von Fritz Lang gedacht, der die Geschichte eines Lynchmordes und des Prozesses gegen die Personen, die ihn begangen haben, erzählt, ihre stammelnden Aussagen, ihre Schwierigkeiten zu erklären, was sie getan haben und den Geisteszustand wiederzufinden, der sie dazu gebracht hat, das Unwiederbringliche zu tun.

Das, was in meiner Nähe geschehen ist, in einen grösseren Kontext, in wechselnde Universen, einzubetten, hat mir geholfen, die Gewalt, die in jedem Menschen schwelt, zu hinterfragen.

Einige Tage später schickte mir eine andere Freundin ein Video von einer Konferenz, die im Rahmen der "Ateliers de la pensée" in Dakar organisiert worden war. Dort hörte ich unter anderem den brillanten Beitrag des senegalesischen Schriftstellers Mohamed Mbougar Sarr, der über die Macht der Literatur sprach. Zu Beginn dieses Jahres hat man viel von diesem Autor gehört, der gerade einen Roman mit dem Titel La plus secrète mémoire des hommes veröffentlicht hat, in Frankreich bei Philippe Rey, in Senegal bei Jimsaan. Ich für meinen Teil habe nie ein Buch von ihm gelesen, so suchte ich sie und fand tatsächlich sein vorletztes Buch, De purs hommes, das bei den gleichen Verlagen erschienen war. Ich habe mit der Lektüre begonnen und der Zufall wollte, dass das erste Kapitel mit einem Video beginnt, das in ganz Dakar zirkuliert. Zu Beginn wissen wir nicht, was die Figuren auf ihren Handybildschirmen sehen. Mein Herz schlug wie wild, als ich diese Zeilen las. In diesem Buch ist ein Mann exhumiert worden, aus seinem Grab geholt worden, beleidigt worden, weil er homosexuell war, eine Menge hatte entschieden, dass er kein Begräbnis verdiente. Ein Buch über "den Diskurs über die Homosexualität", sagt uns sein Autor, aber die Fortsetzung des Romans erzählt, wie die Hauptfigur völlig besessen von diesem Video wird und wie sich sein Leben dadurch verändert. Viele von uns Algeriern und Algerierinnen werden diese immense Auswirkung auf unser Leben, und vielleicht auf unsere zukünftigen Werke, verstehen. Denn, wie Mbougar Sarr sagt, es ist vielleicht die Gewalt, die uns mehr als alles andere verbindet: "Wir sind an die Gewalt gebunden, durch sie miteinander verbunden, jederzeit fähig, sie zu begehen, jederzeit fähig sie zu erleiden. Und auch durch diesen Pakt mit der metaphysischen Gewalt, die jeder und jede in sich trägt, durch diesen Pakt ebenso wie durch jeden anderen, sind wir uns nah, sind wir uns ähnlich, sind wir Menschen. Ich glaube an die Brüderlichkeit durch die Liebe. Ich glaube auch an die Brüderlichkeit durch die Gewalt." 

Hinweise und Links: 
Les ateliers de la pensée, Dakar, 2019: https://www.youtube.com/watch?v=WPSYHtvkvs0
La plus secrète mémoire des hommes, Mohamed Mbougar Sarr, 2021, coédition Philippe Rey, Jimssan 
De purs hommes, Mohamed Mbougar Sarr, 2018, coédition Philippe Rey, Jimssan 

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Bis dahin

Seit einigen Monaten arbeite ich mit zwei Forscherinnen und Künstlerinnen, Touda Bouanani und Léa Morin, an einer Buchreihe, die sich den Filmkritikerinnen der 70er und 80er Jahre in den arabischen Ländern widmet. Von den Texten, die wir veröffentlichen wollen, möchte ich denjenigen der libanesischen Regisseurin Heiny Srour zitieren, der unserem Projekt den Namen gegeben hat: "Frau, arabisch und Filmemacherin", oder auch die Zusammenstellung der Analysen von Mouny Berrah, der wichtigsten und brillantesten algerischen Filmkritikerin, die jedoch bis heute verkannt geblieben ist. Wir planen auch, das 1979 erschienene Buch von Wassyla Tamzali, En attendant Omar Gatlato, neu aufzulegen. In diesem Buch kommt sie auf die ersten algerischen Filme zu sprechen, die nach der Unabhängigkeit herausgekommen sind. Wenn die Autorin in diesen Texten und im Interview die "Gruppe der Cinémathèque" in Erinnerung ruft, diese Regisseur*innen und Kinogänger*innen zu denen sie gehörte, die regelmässig die Cinématèque besuchten und nach den Filmvorführungen während Stunden in den Cafés und den Restaurants in der Umgebung diskutierten, dann fühle ich mich als Algerierin von dieser Erinnerung genauso ausgeschlossen wie meine marokkanische und französische Kollegin.

Ich muss zugeben, dass ich diese Atmosphäre in Algier oder in Algerien ganz allgemein nicht wirklich gekannt habe. Ausser vielleicht im Rahmen von Ereignissen, die sich über mehrere Tage erstrecken und so ein verzaubertes Zwischenspiel bilden: die RCB (Rencontres Cinématographiques de Béjaia), wo man zwischen Filmvorführungen, Strand und Bars kreisen kann. In Algier haben auch die ersten Ausgaben des Festivals des engagierten Films stattgefunden. Aber ins Kino gehen und sich über Filme, die man gesehen hat, austauschen, ist klar kein Teil des Alltags oder der Gewohnheiten meiner Generation.

Aus gutem Grund, denn seit Jahren werden die Kinosäle nicht mehr genutzt, wir hatten nur noch das Recht auf einige amerikanische Blockbusters. Und vor allem hatten wir bis heute keine Gelegenheit, algerische Filme zu sehen, die doch eigentlich produziert und die mit Sicherheit an den internationalen Festivals gezeigt werden.

Bei der Arbeit an diesem Projekt der Buchreihe und beim Eintauchen in die Atmosphäre, die im – von Wassyla Tamzali beschriebenen – kinobegeisterten Algier der 1970er Jahre geherrscht hat, gab ich also dieser absurden Sehnsucht nach einer Epoche, die ich gar nicht gekannt habe, nach. Und dann hatte der Film Héliopolis, unter der Regie von Djaffar Gacem, seinen nationalen Kinostart, in verschiedenen Kinos und in verschiedenen Städten des Landes.

Ich habe mir den Film zusammen mit zwei Freundinnen in einem neuen Kino ausserhalb des Stadtzentrums von Algier angeschaut. Der Saal war immens, ebenso die Leinwand, das Publikum ist gekommen, und nach der Vorführung sind wir in ein Café in der Nähe des Kinos gegangen und haben lange über den Film geredet. In den darauffolgenden Tagen und Wochen habe ich auch mit mehreren anderen Personen, die den Film in anderen Kinos gesehen haben, darüber gesprochen. Eine ganz neue Erfahrung.

Der Spielfilm, der einen heiklen Abschnitt der Geschichte des Landes behandelt, erlebte einen grossen Erfolg beim Publikum. Der Film spielt zwischen 1942 und 1945 in einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt Guelma, früher Héliopolis genannt. Man folgt der Familie Zenati, deren Sohn (gespielt von Mehdi Ramdani), ein brillanter Abiturient, der Eintritt in die Polytechnische Schule verweigert wird, da der Zutritt nur den Franzosen vorbehalten ist; währenddessen versucht der Vater (gespielt von Aziz Boukrouni) den Familienbetrieb zu führen, indem er freundschaftliche Beziehungen zu den anderen Bauern, allesamt Franzosen, pflegt. Der Sohn, zurück in seiner Geburtsstadt, politisiert sich immer mehr, er schliesst sich der Partei "Les amis du manifeste" an, die sich auf das von Ferhat Abbas verfasste Manifest bezieht. Die Spannungen zwischen Vater und Sohn vervielfachen sich, bis am 8. Mai 1945, als die in den Strassen demonstrierenden Algerier, unter anderem auch in Héliopolis, aufs gewalttätigste von der französischen Armee niedergeschlagen wurden, es gab Tausende von Toten.

Was heikel an der Behandlung dieses Abschnittes der Geschichte ist, ist nicht die Gewalt, sondern dass gezeigt wird, dass sogar innerhalb einer Familie die Meinungen damals auseinander gingen, dass sich nicht alle im selben Mass engagiert haben und dass die ins Auge gefassten Lösungen sehr viel zahlreicher waren als neun Jahre später. Das war vor der Einheit des FLN, vor dem Slogan "Ein einziger Held, das Volk". Es war vorher, aber natürlich hat es einen Zusammenhang. Die Tatsache, dass sich viele von uns diesen Film angesehen haben, der uns nicht nur als Helden oder als Opfer zeigt, beweist, dass wir facettenreichere Erzählungen brauchen als diese, die einzig den Befreiungskrieg (1954-1962) in Erinnerung rufen.

Mir persönlich hat das Anschauen dieses Filmes Lust gemacht, das Buch L'UDMA et les Udmistes von Malika Rahal zu lesen, die sich auf die Geschichte von Ferhat Abbas' Partei konzentriert, oder dasjenige von Nedjib Sidi Moussa: Algérie, une autre histoire de l'indépendance, der sich für die Partisanen von Messali Hadj interessiert. Der Film hat mich auch dazu angeregt, die Videos des Aktivisten und Historikers Mohammed Harbi anzuschauen, der in leidenschaftlicher Weise auf die Geschichte des Landes zurückkommt. Genug, um uns anzuleiten, die Vergangenheit besser zu verstehen und dadurch natürlich die Gegenwart zu begreifen.

Seit dem Kinostart von Héliopolis gibt es zwei weitere algerische Filme, die hier in den Kinos angekündigt sind, En attendant les hirondelles von Karim Moussaoui, und Abu Leila von Amin Sidi Boumediene. Diese Filme erkunden die neuere Geschichte von Algerien – die 90er Jahre und die aktuelle Zeit. Das eröffnet wieder andere Debatten unter den Zuschauer*innen …

Auch wenn wir uns noch nicht wieder in der Atmosphäre der 70er und 80er Jahre befinden, auch wenn die Kinosäle noch nicht so gefüllt sind, auch wenn die Bedingungen für die Vorführungen nicht perfekt sind (es versteht sich von selbst, dass die Betreiber der Kinosäle wieder neu lernen müssen, wie man diese gut bewirtschaftet), so ist dieser Sommer doch ermutigend. Ich habe Lust, mir so eine vibrierende Zukunft wie diejenige der 70er und 80er Jahre auszumalen. Alles in allem haben sich die Kulissen nicht verändert, wir müssen lediglich unseren Platz als Publikum (wieder)einnehmen.

Hinweise

Videos von Mohammed Harbi auf youtube.

Nedjib Sidi Moussa, Algérie, une autre histoire de l’indépendance. Trajectoires révolutionnaires des partisans de Massali Hadj, Paris, PUF, 2019. 

Malika Rahal, L'UDMA et les Udmistes. Contribution à l'histoire du nationalisme algérien, Alger, Barzakh, 2017. Das Buch ist leider nicht erhältlich, aber hier viele Artikel von ihr.

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Die Augen öffnen

Seit einigen Monaten arbeiten wir mit dem Team von Fassl, einer von mir herausgegebenen Zeitschrift für Literaturkritik, an einer vierten Ausgabe mit dem Titel "Von wo wir schreiben". Mit dieser Formulierung wollen wir den Begriff der Positionierung hinterfragen. Der Blick der Schriftstellerin oder des Schriftstellers, wie auch derjenige der Kritikerin oder des Kritikers, ist zwangsläufig dadurch geprägt, wo man herkommt, sei es wörtlich, im Sinne von Geographie, oder sei es im ideologischen Sinne. Schreiben bedeutet, fortlaufend eine Wahl zu treffen, die auf einen von der Autorin, dem Autoren geteilten oder angeprangerten Standpunkt hinleitet – denn der Autor, die Autorin wählt die Figuren aus, den Erzähler, den Raum, die Zeit. Jede Entscheidung trägt zur Konstruktion einer Situation bei.

So haben wir uns mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern getroffen, die dieses Thema hinterfragen mussten. Unter ihnen ist Souad Labbize, die in einem fesselnden Interview, das die Schriftstellerin Hajar Bali führte, auf ihr letztes Buch, Enjamber la flaque où se reflète l'enfer, zurückkam. In dieser Geschichte erzählt Souad Labbize von den Vergewaltigungen, die sie als Kind in Algier erlitten hat. Und vor allem von der Schwierigkeit, über diese Aggressionen zu sprechen. So hat auch der Versuch, von ihrer ersten Vergewaltigung im Alter von neun Jahren zu erzählen, vom Eifer ihrer Mutter, zu erfahren, was passiert war, von der Schuld, aus dem Haus gegangen zu sein, obwohl es nicht erlaubt war, und von der Schuld, akzeptiert zu haben, einem Fremden die Hand zu reichen, dazu geführt, dass die Worte das kleine Mädchen, das sie war, verlassen haben. 

Enjamber la flaque où se reflète l'enfer ist eine späte Formulierung dieser ersten Aggression, wie uns die Autorin bereits in der Präambel mitteilt: "Die Beschwörung der Gründungsepisode meiner inneren Gefängnisse wird nicht ohne Durchquerung eines Tals von Tränen auskommen. Das Schreiben wird mir nicht die Kraft geben, mich mit voller Stimme auszudrücken, die unbekannten Worte dieses Dramas sind seit vierzig Jahren versteinert."

Dieses Buch hat allerdings nichts mit einem Erfahrungsbericht zu tun, sobald man es aufschlägt, gibt es keinen Zweifel, dass es sich um Literatur handelt. Der Rhythmus, die Bilder, die Poesie verleihen der Erzählung noch mehr Kraft, und die Sätze von Labbize geben sehr gut den Blick und die Position des Kindes zur Zeit der Erlebnisse wieder. Ein Kind, für das es schwierig war, das Geschehene und die Reaktion der Erwachsenen zu verstehen. Für das es vielleicht noch schwieriger war, zu erkennen, was schlimm war, zu wissen, was und wer wirklich Schuld hatte.  Aus der Sicht des Kindes waren schon die Worte selbst eine Quelle der Verwirrung, das anschaulichste Beispiel ist der Begriff "vergewaltigt" (violée), den die Mutter benutzt, um zu beschreiben, was ihre Tochter fast (nur fast, glaubt sie) erlitten hat. Als das Kind dieses Wort hört, hat es die Farbe "Violett" (violet) verstanden. Als Hajar Bali im Interview auf diesen Punkt zurückkommt, erzählt ihr Labbize, dass es für sie auch 40 Jahre später noch schmerzhaft ist, dieses Wort zu schreiben. Erst durch solche "Details" gelingt es uns, das Ausmass der Nachwirkungen und den Ernst, den wirklichen, der Ereignisse, der Situation zu erfassen. 

Ausgehend von ihrer Geschichte stellt Souad Labbize die gesamte Gesellschaft in Frage, die nicht in der Lage ist, sich dem Leid und der Gefährdung von Kindern und Frauen zu stellen. Sie beschreibt sehr gut das Schweigen der Familie, der Umgebung, angesichts der Vergewaltigungen. Schlimmer noch, so zeigt sie, ist die fehlende Sorge um die Opfer, die verletzlichen Personen, die nur schweigen, sich schuldig fühlen können und ihre Not herunterschlucken, davor weglaufen, ohne sie jemals zu vergessen. 

Neben dem Schreiben und Übersetzen zeitgenössischer arabischer Literatur engagiert sich Souad Labbize sehr im feministischen Kampf, der ihrer Meinung nach der einzige, mögliche Weg ist, unsere Gesellschaften wieder zu kitten. Im Gespräch bei Fassl erklärt sie es auf perfekte Weise: "Wenn wir den Feminismus nicht als selbstverständliche Denkweise über die Welt um uns herum integrieren, das heisst, dass alle Ungleichheiten verschwinden müssen, werden sich die Dinge noch lange nicht ändern."

Vor einiger Zeit hat mich ein Film genauso erschüttert wie diese Lektüre. El Sitar (der Vorhang), ein Kurzfilm von Kahina Zina, der im Rahmen des Workshops "Cinéma Mémoire" entstanden ist. In diesem ersten Film versucht Kahina, zu den Ursprüngen ihrer Wut zurückzukehren, sie seziert durch den Austausch mit ihrer Schwester oder einer Freundin, ihr Bewusstsein und ihr feministisches Handeln. Der sehr persönliche Text, den sie aus dem Off spricht, die so feinfühlig gewählten Worte, die sie im algerischen Dialekt verwendet, erlauben uns, dem Faden ihrer Gedanken präzis zu folgen, und sie veranlassen uns, wie auch bei Souad Labbize, die Augen zu öffnen, der schrecklichen Realität ins Gesicht zu schauen und einen unerträglichen Zustand zu Recht ändern zu wollen. 

Vor ein paar Wochen erwähnte ich hier das Fehlen von Spezifizierungen hinsichtlich des algerischen Kontexts, das ich feststellte, als ich mich für bestimmte Themen interessierte, so auch für den Feminismus. Diese beiden Werke verdienen es zu Recht, bekannt zu werden, weil sie nicht nur beschreiben, was in Algerien geschieht, sondern auch zum Kampf aufrütteln, der heute so notwendig ist.

    

Souad Labbize, Enjamber la flaque oú se reflète l’enfer, 2019, Éditions ixe (Frankreich), Éditions barzakh (Algerien).

Le rideau, Film von Kahina Zina

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Der tote Winkel

Das Jahr 2020 hat mich nicht verschont. Eigentlich hat es niemanden verschont, werden Sie mir sagen.

Zunächst einmal hat der Lockdown die Revolution gestoppt, die in meinem Land, Algerien, im Gange war. Die wöchentlichen Demonstrationen, die ein Jahr zuvor begonnen haben, sind zu einem brüsken Halt gekommen. Aus persönlicher Sicht war 2020 auch das Jahr, während dem ich einen Teil meiner Familie aufgrund der Schliessung der Grenzen nicht habe sehen können, und jenes, in dem ich mich von Personen, die ich liebte, getrennt habe.

2020 war die Antithese zu 2019, ein Jahr, das auf allen Ebenen intensiv war, das Jahr unseres Erwachens als Bürger*innen zu Beginn des Hirak, und das Jahr, in dem ich endlich ein mir sehr wichtiges Projekt erfolgreich zu Ende bringen konnte: die Herausgabe der Zeitschrift für Literaturkritik "Fassl". Der Absturz war nur umso brutaler.

Doch ich kann nicht sagen, dass 2020 das schlimmste Jahr meines Lebens gewesen wäre. Was mir erlaubt, das zu denken – es klingt vielleicht idiotisch –, das ist zu einem grossen Teil die Aussicht, die ich von meiner Wohnung aus habe.

Ich wohne in Algier, in einem Quartier nahe beim Zentrum und also am Ufer des Meeres. Ich habe natürlich nicht all die Monate des Lockdowns an meinem Fenster verbracht, und diese Aussicht, die mir seit zwei Jahren gehört, habe ich auch nicht erst dank der Pandemie entdeckt. Aber das Meer täglich zu sehen, erlaubt mir ständig eine Perspektive zu haben, mir zu sagen, dass es trotz allem eine andere Seite gibt, dass das Anderswo nicht vollkommen verschwunden ist, dass diejenigen, die sich dort befinden, existieren, uns erwarten, dass sie kommen werden, dass sie wiederkommen werden, dass wir gehen werden …

Alleine in dieser Wohnung zu sein, hat mir vor allem erlaubt, in einem Verhältnis zur Zeit zu leben, das ich seit meinen Jahren an der geisteswissenschaftlichen Fakultät, nicht mehr gekannt habe. Damals hat mein Umfeld es zugelassen, mich den ganzen Tag lesen zu sehen. Nach meinem Studium hatte ich das Glück, über meinen Beruf als Verlegerin mit den Büchern in Kontakt zu bleiben, sei es um sie zu korrigieren oder sie zu kritisieren. Aber meine persönliche Lektüre, diejenige, die nicht einer beruflichen Notwendigkeit geschuldet war, wurde kompliziert. Wenn mich die Lust packte, die Arbeit zu unterbrechen, zog ich es natürlich vor, mich Filmen oder Serien zuzuwenden. Eingeschlossen konnte ich dann aber doch wieder an diese unmotivierte Lektüre anknüpfen. So habe ich beispielsweise endlich alle Bücher von Annie Ernaux gelesen oder das zweite Buch von Assia Djebar, Les impatients, ein weiterer literarischer Schock nach La soif.

2020 wurde ich aber auch von einer neuen Leidenschaft erschüttert, die mich bereits kurz vor der Pandemie beseelt hat, die Leidenschaft für Podcasts. Von meiner späten Entdeckung dieses Formats profitierend, hörte ich zwanghaft, jeden Tag, Erzählungen, Reportagen, die meine Weltanschauung auf den Kopf stellten.

Nach einigen Monaten geschah dann aber, was mir zunehmend geschieht, wenn ich mich für ein Thema oder für eine neue künstlerische Form begeistere: zuerst bin ich unglaublich angeregt, ich bewundere alles, was ich höre, ich habe Erleuchtungen, es ist berauschend, und dann – mit einem Schlag – empfinde ich einen Mangel. Die Theorien, die Konzepte, die ich entdecke, sagen mir zwar grundlegend zu, aber ich fühle verschwommen, dass es da einen Winkel gibt, der mit diesen Entdeckungen nicht abgedeckt ist, und mit der Zeit verstehe ich, dass dieser abwesende Teil der Kontext ist, nämlich unser Kontext. Das ist der Grund, weshalb ich genauso viel Annie Ernaux lesen muss wie Assia Djebar. Das ist auch der Grund dafür, dass ich beispielsweise allem, was Virginie Despentes in King Kong théorie schreibt, zustimmen kann, aber gleichzeitig diesen Mangel empfinde, aus meiner Sicht ein krasser Mangel. Offensichtlich finde ich in diesem kraftvollen Text (in dem ich mich übrigens in ganz vielen Aspekten wiederfinde) nicht das, an dem ich mich in der algerischen Gesellschaft besonders stosse. Das macht mich so aufmerksam dafür, was auf unserer Seite in der Kultur, der Forschung, der Berichterstattung gemacht wird. Es ist hier, in Algerien selber, wo wir unsere spezifischen Probleme aufstöbern und analysieren müssen. Das gilt für den Feminismus, aber auch allgemeiner für politische und soziale Fragen. Eine Vision, eine Erzählung der Welt, muss teilweise auf unserer Realität aufgebaut werden.

Und das ist der Grund dafür, dass ich, als sich mir die Gelegenheit bot, selber einen Podcast zu realisieren, die Geschichte der Stimme ausgeforscht habe, und die Rolle, die sie in Algerien in den Kämpfen, seien diese politisch oder auch intim, spielt.

Während dieser letzten Monate habe ich verstanden, dass das, was mich an den Podcasts, Romanen und Zeitschriften interessiert und anzieht, die Zeit und der Raum ist, den sie ihren Autor*innen einräumt, aber auch ihren Leser*innen und Zuhörer*innen. Wenn wir darin eintauchen, finden wir uns fern vom Tumult der Aktualität wieder, gleichzeitig mit mehr Abstand und mit mehr Elementen, um diesen zu begreifen. Das erinnert mich an die Kurzgeschichte meines Freundes Salah Badis, die den Titel trägt "Wie zeichnet man den Lärm des Meeres auf". Darin folgt man einem Toningenieur, der davon besessen ist, das Geräusch des Meeres einzufangen, nicht dasjenige der Wellen, das sich unweigerlich mit demjenigen des Windes vermischt, nein, dasjenige des Meeres! "Er stellt sich hin, dort, wo sich der Schaum zerteilt, er beugt sich ein wenig herunter, er streckt vorsichtig den Arm aus, als wäre das Meer ein Tier, das er füttern oder das er streicheln will, ein riesiges Tier, das den Horizont verschlingt. Zaki legt seine andere Hand auf seinen Helm über den Ohren, und er wartet. Ich habe ihn Hunderte von Malen in dieser Position gesehen, jedes Mal, wenn er sich am Ufer des Meeres befand, versuchte er sein Glück, er versuchte den Lärm des Meeres einzufangen."

Von meinem Fenster aus, und über Bücher, Filme und Podcasts, versuche ich ebenfalls etwas einzufangen, das schwierig zu umreissen ist: einen kleinen toten Winkel der Welt.


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Algier © Maya Ouabadi

extrait do the rith thing

Filmsequenz aus Do the right thing von Spike Lee

Cinematheque be

Cinématèque Algérienne © Maya Ouabadi

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Aussicht aus der Wohnung © Maya Ouabadi