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UNSERE BUCHHANDLUNG

mille et deux feuilles
Buchhandlung zum Mittelmeer und mehr

Glasmalergasse 6 
8004 Zürich 
Tel. 044 291 11 33 
info@milleetdeuxfeuilles.ch

Di-Fr 10-18.30 Uhr
Sa 10-17 Uhr

Unsere Öffnungszeiten während der Weihnachtszeit
Sonntagsverkauf am 15. und 22. Dezember, von 11-17 Uhr
Montag, 23. Dezember: 10-18.30 Uhr
Dienstag, 24. Dezember: 10-16 Uhr

Betriebsferien: Vom 25. Dezember bis am 2. Januar 2025 ist die Buchhandlung geschlossen. Wir freuen uns, Sie am Donnerstag, 3. Januar 2025 wieder bei uns begrüssen zu dürfen.

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Jeden Tag gibt es einen neuen Geschenktipp zu entdecken, und hier gelangen Sie allen bereits "geöffneten" Geschenktipps.

4. Dezember

Neapel – vielleicht doch die allerschönste Stadt Europas? Maike Albath erkundet in ihrem neuen neuen Italien-Buch das Labyrinth der uralten Stadt am Golf und präsentiert die unvorstellbar bunte Vielfalt ihrer Bewohner:innen. 

     
  


AKTUELL

Zu Gast bei uns in der Buchhandlung

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Do, 12.12.2024, 19:00 Uhr
Johanna Lier: Zedern. Und Meer

Ort:
Buchhandlung mille et deux feuilles, Glasmalergasse 6, 8004 Zürich

Vor 24 Jahren hat Bell ihre Tochter Audre zurückgelassen, als sie vor den Männern, die ihr Gewalt angetan haben, flüchtete. Jetzt – in einer nicht allzu fernen Zukunft – ist sie zurück, arbeitet in einem Hotel, durchstreift die Wälder, die ihren Halt verlieren, und denkt an Audre. Audre lebt auf einer Insel im Süden und hilft Flüchtenden, auf ihrer Insel brennen die Wälder. Und sie denkt an Bell.

In Zedern. Und Meer spürt Johanna Lier in verdichteter, poetischer Sprache der Gewalt nach, die den Alltag durchdringt und das Handeln und Empfinden von Audre und Bell durchtränkt.

Johanna Lier, Autorin, Aktivistin, Journalistin und früher Schauspielerin, wird aus ihrem Anfang Dezember beim Verlag Die Brotsuppe erschienenen neuen Buch Zedern. Und Meer lesen. Es ist die erste Lesung aus diesem neuen und spannenden Text.

Eintritt 15.- Fr.; Platzreservation unter info@milleetdeuxfeuilles.ch oder 044 291 11 33.

Unser Wochentipp

Kamel Daoud richtet seinen Blick auf eine Erinnerungslücke. Erneut nimmt er den Blickwinkel der Nicht-Erwähnten, Nicht-Erinnerten, der Namenlosen ein. Houris (Houris sind die Jungfrauen, die den Jihadisten für einen Märtyrertod versprochen werden) ist den Opfern des algerischen Bürgerkrieges der 90er Jahre gewidmet. 


Neu in der Buchhandlung

  • slide 1
    Walburga Hülk
    Victor Hugo. Jahrhundertmensch
    Eine Biografie
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 2
    Mahomoud Muna, Matthew Teller, Juliette Touma, Jayyab Abusafia (Hrsg.)
    Daybreak in Gaza

    Taschenbuch mehr
  • slide 3
    Mantha Zarmakoupi, Simon Richards (Hrsg.)
    The Delos Symposia and Doxiadis

    Broschiertes Buch mehr
  • slide 4
    Zeitschrift für Ideengeschichte
    Beirut
    Heft XVIII/4, Winter 2024
    Broschiertes Buch mehr
  • slide 5
    Josef Fischer
    Frühe Hochkulturen in der Ägäis
    Die Welt der Minoer und Mykener
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 6
    Hélène Laurain
    Bis alles brennt

    Broschiertes Buch mehr
  • slide 7
    Gianfranco Calligarich
    Wie ein wilder Gott

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  • slide 8
    Matilde Serao
    Der Bauch von Neapel
    Literarische Kolumnen
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  • slide 9
    Alda Merini
    Das Fleisch der Engel
    Gedichte und Erinnerungen
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  • slide 10
    Çiğdem Akyol
    Geliebte Mutter – Canım Annem

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  • slide 11
    Marion Fayolle
    Du même bois

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  • slide 12
    Georges Simenon
    Die Katze

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  • slide 13
    Christine de Pizan
    "Ich, Christine"
    Autobiographische Texte. Herausgegeben und übersetzt von Margarete Zimmermann
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  • slide 14
    Vincenzo Cerami
    Ein ganz normaler Bürger

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  • slide 15
    Kamel Khélif
    Dans le cœur des autres

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  • slide 16
    Mathieu Belezi
    Le temps des crocodiles
    Avec des peintures de Kamel Khélif
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  • slide 17
    Daniel Pennac
    Der letzte Malaussène

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  • slide 18
    Fabrice Caro
    Fort Alamo

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  • slide 19
    Fleur Jaeggy
    Proleterka

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  • slide 20
    Sami Hermez with Sireen Sawalha
    My Brother, My Land
    A story from Palestine
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  • slide 21
    Natalie Buchholz
    Grand-papa

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Über den Mittelmeerrand hinaus

Sie finden bei uns auch Aktualitäten aus der ganzen Welt und können diese natürlich auch bei uns bestellen!

aktuell

 

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THEMENSCHWERPUNKT

Andalusien

Unser neuer Themenschwerpunkt befasst sich mit der südlichen Region Spaniens, mit Andalusien – eine Region, die schon lange grosse Faszination auf viele Menschen ausübt. Obwohl Andalusien nur ein Teil von Spanien ist, lässt es sich doch durch seine spezielle Geschichte und seine kulturellen Eigenheiten gut gesondert betrachten. Die arabische Vergangenheit und die Nähe zu Nordafrika machen Andalusien zu einem Teil der Mittelmeerkultur, der auf einzigartige Weise die Verbindungen und Gemeinsamkeiten der Mittelmeerkulturen aufzeigt. 

Auf dieser Reise nach Andalusien dürfen wir während des nächsten Jahres Melara Mvogdobo begleiten, die seit 2022 in Andalusien lebt und uns die Menschen, denen sie begegnet, vorstellt und uns an ihrem Alltag teilhaben lässt.

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Arcos © Melara Mvogdobo

Unser Gast aus Andalusien

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Melara Mvogdobo wurde 1972 in Luzern geboren. Nach dem Besuch des städitschen Lehrer:innenseminars in Luzern und der Geburt von drei Söhnen lebte sie in der Dominikanischen Republik, in Kamerun und an verschiedenen Orten in der Schweiz. Sie bildete sich weiter zur Erwachsenenbildnerin und Traumaberaterin, kümmerte sich um schwer traumatisierte Jugendliche, leitete Workshops in Textilkunsthandwerk und tropischer Küche, bis sie 2022 nach ihrer Long-Covid-Erkrankung nach Andalusien auswanderte. 2023 erschien ihr Debütroman «Von den fünf Schwestern, die auszogen, ihren Vater zu ermorden» in der Edition 8. Für ein Jahr wird sie uns aus ihrem Alltag in Andalusien berichten.

Hier geht es zu ihren Beiträgen.


Unsere Buchtipps zu Andalusien

Der herausragendste und auch heute noch aktuelle Aspekt Andalusiens ist dessen arabische Vergangenheit. Nachdem Phönizier, Römer und Westgoten sich auf der iberischen Halbinsel niedergelassen haben, hat im Jahre 710 die arabische Eroberung des südlichen Teils der Halbinsel begonnen und zu einer arabischen und berberischen Präsenz von mehr als 500 Jahren geführt. Wie wir uns diese arabischen Jahrhunderte vorstellen können, welche kulturellen Blüten, neben der Moschee von Cordoba und der Alhambra, in dieser Zeit entstanden sind, welche Dichtkunst und Übersetzerschulen, beschreibt Georg Bossong in spannender Art und Weise in seinem Buch Maurisches Spanien. Er zeichnet ein Bild von einem vielfältigen Miteinander von islamischer, christlicher und jüdischer Bevölkerung, von gegenseitiger Befruchtung, von der Convivencia.
Al-Andalus wurde zuerst als Emirat, ab 929 als Kalifat von Cordoba regiert und erhielt ein stabiles islamisches Staatswesen. Christen und Juden wurden zwar diskriminiert, durften aber ihre Religion ausüben. Für die jüdische Gemeinschaft, die im Jahre 70 aus Jerusalem auf die iberische Halbinsel eingewandert war, stellten die Jahrhunderte in Al-Andalus ein Goldenes Zeitalter in der Diaspora dar. Nach dem Untergang des zentralen Reiches von Cordoba in 1031  zersplitterte das Reich in verschiedene Kleinstaaten, und neu entstandene Dynastien kämpften um die Vorherrschaft. Insbesondere die Berber, die als Söldner ins Land geholt worden waren, erhielten eine immer klarere Vormachtstellung und pflegten einen immer konservativeren Islam. Auch andere Interpretationen des Islam, wie beispielsweise der Sufismus, wurden nicht mehr zugelassen. 
Ende des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts erreichte die Konfrontation zwischen Orient und Okzident ihren Höhepunkt. So rief Papst Innozenz III. 1212 zum Kreuzzug gegen Spanien auf. Zwei gewaltige Heere prallten aufeinander, und das Berberreich der Almohaden zerbrach. 1248 gelang dann den vereinigten Reichen von Leon und Kastilien die Reconquista, die Eroberung der islamischen Kleinstaaten von Al-Andalus. Nur Granada blieb noch als islamischer Herrschaftsbereich bestehen und entfaltete eine einzigartige Spätblüte maurischer Kultur. Feuchtwanger inspirierte diese faszinierende Epoche zu seinem Roman Die Jüdin von Toledo, den er im 12. Jahrhundert in Toledo ansiedelt, am Hof des kastilischen Herrschers Alfonso VIII., der sich zwischen Krieg gegen Al-Andalus und dem Zusammenleben mit Muslimen und Juden entscheiden muss.

Obwohl die kastilischen Eroberer versprachen, dass die freie Religionsausübung gewährt bleiben würde, blieb dies ein leeres Versprechen. Bald wurden die jüdischen Menschen gezwungen zum Christentum überzutreten, und nach der Vollendung der Reconquista mit der Eroberung Granadas 1492 wurde die jüdische Bevölkerung, manche schätzen die Zahl auf 100'000-200'000 Menschen, ausgewiesen. Auch den muslimischen Menschen wurde nach 1492 in ganz Andalusien die Ausübung ihrer Religion immer schwerer gemacht. Zuerst sollten sie durch Überzeugung zum Christentum bekehrt werden, doch bald wurde ihnen keine Option gelassen und sie mussten zum Christentum konvertieren. Wie man sich das vorstellen kann, zeigt Radwa Ashour in ihrem äusserst lesenswerten Roman Granada, der zur Zeit des Falls von Granada und den darauffolgenden Jahren spielt. 

Immer mehr Widerstand regte sich gegen die kastilische Herrschaft, Rebellen, vor allem aus den ländlichen Regionen, organisierten sich in den Alpujarras und im Bergland von Ronda. Ihr Aufstand wurde niedergeschlagen, und die Besiegten wurden auf die Provinzen im Norden verteilt. Es handelte sich um rund 46'000 Menschen, von denen gut ein Drittel auf den Märschen in den Norden gestorben sind. 1609 wurden dann auch die moriscos, die zum Christentum konvertierten Muslime, aus Spanien ausgewiesen. Bossong schreibt von 300'000 Menschen, die im Laufe von 5 Jahren nach Nordafrika auswandern mussten.

Danach verödeten ganze Landstriche in Andalusien, Bewässerungssysteme brachen zusammen, Landwirtschaft und Gewerbe kamen zum Erliegen. Spanien hat diesen Aderlass nur verkraftet, da zeitgleich mit dem Fall von Granada Columbus Amerika entdeckt hat und damit einen für lange Zeit sprudelnden Geldsegen für Spanien. 
Jan Graf Potocki hat um 1790 seine Handschriften von Saragossa verfasst, die in der Art von Tausendundeiner Nacht ein Panoptikum verschiedenster, auch versteckter, kabbalistischer und dämonischer Seiten Spaniens aufzeigen. In seinem Buch treten auch die vergangenen Zeiten von Al-Andalus wieder in den Vordergrund.

Der Umgang mit der arabischen Vergangenheit wirkt bis heute in Spanien nach. So beschäftigt sich der sogenannte spanische Historikerstreit mit der Frage, ob die islamische Herrschaft eine existenzielle Katastrophe war, ob es sich bei den arabischen Eroberern um Fremde handelte, die vertrieben werden mussten und dass die Reconquista die eigentliche Essenz der spanischen Identität bildet; oder ob nicht doch das Zusammenwirken der drei Kulturen, die Convivencia konstitutiv für die Bildung einer spanischen Identität war. Dieser Streit ist fundamental für das Selbstverständnis von Spanien: Wurde die spanische Identität durch die Zerstörung der arabischen und jüdischen Kultur geschmiedet oder entstand sie gerade durch den langen Prozess des Zusammenwirkens, der gegenseitigen Befruchtung und des Kontakts? Während die These, dass die spanische Identität durch die Rückeroberung der iberischen Halbinsel entstanden ist, lange Zeit auch vom Franquismus vertreten wurde, hat sich heute doch die Idee der Convivencia durchgesetzt. Doch die Kontroverse ist nach wie vor aktuell.

Als Teil der kastilischen Monarchie und später der spanischen Monarchie erlebte Andalusien die verschiedenen Erbfolgekriege, die Machtwechsel, war Teil des imperialen Reiches Spanien. Die Geschichte des Landes beschreibt Walther L. Bernecker in einer konzisen und doch sehr anschaulichen Art und Weise in seinem Buch Geschichte Spaniens. Dabei war Andalusien eine von der Landwirtschaft geprägte Region, wo die Menschen sehr arm und zum grössten Teil Tagelöhner ohne eigenes Land waren. Produziert wurden Oliven, Seide, Seife. Bewirtschaftet wurden und werden auch heute noch Bergwerke mit Kupfer- und Erzvorkommen. In den Zeiten der Monarchie waren Sevilla und Cadiz bedeutende Städte für die Schifffahrt und den Handel mit den überseeischen Kolonien. Auf dem Land oder in den kleineren Städten blieb das Leben von Traditionen geprägt und sehr beschwerlich. Diesem Leben hat Juan Ramón Jiménez mit Platero und ich ein liebevolles Porträt erschaffen. In 138 Kapiteln stellt der Ich-Erzähler das Leben in der andalusischen Kleinstadt Moguer am Anfang des 20. Jahrhunderts vor.  

Auch Federico Garcia Lorca hat sich mit dem Leben in den ländlichen Gegenden in seinen beiden Tragödien Bluthochzeit und Bernarda Albas Haus auseinandergesetzt. Dabei hat er insbesondere die Unterdrückung der Frauen und ihrer Bedürfnisse thematisiert. Die strikten patriarchalen Strukturen, Vorstellungen von Ehre und Blutrache und auch die katholische Kirche schränkten die Entscheidungsfreiheit von Frauen sehr ein. Aber auch von Homosexuellen, wie Lorca selber, der wohl aufgrund dieser im Bürgerkrieg von den Putschisten ermordet wurde. Seine Faszination galt auch dem von den Gitanos geprägten Flamenco. Für ihn kamen im Flamenco und auch im Stierkampf der "Duende", der Kobold, zum Ausdruck, das Wahrhaftige, das Dämonische, die Wut. Auch im Stierkampf kam für Lorca der "Duende" zum Vorschein. Als sich A.L. Kennedy 1999 nach Spanien begab, um den Essay On Bullfighting zu schreiben, erlag auch sie der Faszination der Konfrontation zwischen Stier und Matador, der Kunst im Angesicht des Todes. 

In den 1920er Jahren wurde Andalusien insbesondere für Engländer und Franzosen eine Aussteigerdestination – fasziniert von der arabischen Vergangenheit, aber auch von der Abgelegenheit und Schönheit der Region. So lebte auch Gerald Brenan, ein englischer Journalist, von 1920-1934 mit Unterbrechungen im kleinen Dorf Yegen, in den Alpujarras. In seinem Buch Südlich von Granada beschreibt er seine Ankunft in Yegen und das Leben im Dorf vor dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges. Er beschreibt die Leute, die Feste, die Traditionen aus dem Blick eines privilegierten Engländers. Er hat sich vertieft mit der politischen Situation Spaniens in diesen Jahren auseinandergesetzt und mit The Spanish Labyrinth eine noch heute sehr empfehlenswerte Analyse des politischen Systems vor der Ausrufung der Zweiten Republik geschrieben. 

In Andalusien waren die in der Landwirtschaft und dem Gewerbe beschäftigten Arbeiter vor allem in anarcho-syndikalistischen Bewegungen organisiert. Gleichzeitig war in Andalusien aber auch die Macht der Grossgrundbesitzer und der Kirche sehr gross. So prallten auch diese beiden sozialen Gruppen im Spanischen Bürgerkrieg aufeinander. Die fast schon ikonische Erzählung von Ramon J. Sender, Requiem für einen spanischen Landmann, steht auch für die damalige Situation der andalusischen Menschen und für die Tragödien, die der Spanische Bürgerkrieg mit sich brachte. Offenbar gingen die Franquisten bei ihrer Eroberung in Andalusien mit äusserster Grausamkeit vor. Noch heute tauchen Massengräber aus den Zeiten des Bürgerkriegs auf. Einen Blick von aussen auf die Eroberung von Málaga durch die Rebellen im Februar 1937 wirft Arthur Koestler in seinem Buch Ein spanisches Testament. Er schildert den Einmarsch der Rebellenarmee, die grösstenteils aus marokkanischen und italienischen Truppen und Fremdenlegionären bestand, die mangelnde Versorgung der Republikaner mit Munition und Unterstützung, und das darauffolgende Blutbad, das die Rebellen nach der Eroberung der Stadt anrichteten. Ein eindrücklicher Bericht, der die einzelnen Menschen im Blick hat.

Doch auch nach dem Ende des Bürgerkriegs, die Machtübernahme durch Franco und die Errichtung eines anfänglich klar faschistischen Staates blieben die Traumata des Bürgerkriegs bestehen. Almudena Grandes schildert in Der Feind meines Vaters eindrücklich die tiefen Gräben zwischen Nationalen und Republikanern in einem andalusischen Dorf, die ein kleiner Junge nach und nach entziffern muss. 

Nach der Industrialisierung von Spanien unter Franco fand eine immense Bewegung vom Land in die Stadt statt. Während um 1950 noch fast die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung im Agrarsektor beschäftigt war, setzte in den 60er Jahren die wirtschaftlich bedingte Ab- und Auswanderung der Landarbeiter:innen ein. In den 70er Jahren hat sich die Bevölkerung in den Städten verdoppelt, ja sogar verdreifacht und die überfüllten Städte sind fast kollabiert. Sergio del Molino gibt in seinem Buch Leeres Spanien einen faszinierenden Überblick über das äusserst widersprüchliche Verhältnis der Spanier:innen zu den ländlichen Regionen und der Landbevölkerung. Er beleuchtet in seiner Analyse die politische Seite, die wirtschaftliche, aber auch die philosophische und die literarische. Zahlreiche Literat:innen erinnern sich an ihre Herkunftsorte mit Wehmut aufgrund des Verlustes ihrer Heimat, aber auch mit Hass auf diese abgelegenen, engen Kleinstädte und Dörfer. Ein wunderbares Beispiel für diesen Blick zurück, hat Antonio Muñoz Molina mit Der polnische Reiter geschaffen. Der Ich-Erzähler erinnert sich an seine Kindheit in Magina, das in der andalusischen Provinz Jaen gelegene Ubeda, an die Leben seiner Eltern und Grosseltern, und schafft es, das Leben in dieser Kleinstadt zum Leben zu erwecken. Surcos, ein Film von José Antonio Nieves Conde aus dem Jahr 1951, thematisiert das Thema der Landflucht und den Verlust von Heimat in eindrücklicher Art.
Auch der sehr lesenswerte Roman Eine Liebe der jungen Autorin Sara Mesa spielt in einer abgelegenen Kleinstadt im andalusischen Hinterland. In einer Stadt, wo sich nur noch Aussteiger, Verlierer und Menschen, die um jeden Preis wegwollen, treffen. Ebenso spielt der Kriminalroman La Mauvaise Herbe von Agustín Martînez in einem kleinen Dorf im kargen und unendlich heissen Hinterland von Almeria. Faszinierend beschreibt er die sozialen Konstellationen in einem solchen Dorf, die fast schon an die vorrepublikanischen Zeiten erinnern.

Im Gegensatz zum kargen Hinterland ist die andalusische Küste dicht besiedelt. Tourismus, Gemüseanbau, Solar- und Windkraftanlagen machen sich den Platz an der Küste streitig. 2010 hat allerdings der Immobilienboom ein jähes Ende gefunden und zahlreiche Menschen in den Ruin gestürzt. Rafael Chirbes beschreibt diese skrupellosen Spekulationen, den nur auf Gewinn ausgerichteten Umgang mit der Umwelt und mit anderen Menschen in seinem Buch Am Ufer. Auch die Comiczeichnerin Ana Penyas thematisiert in Sonnenseiten die Folgen des stetig wachsenden Massentourismus in Spanien.

Dass die andalusische Gesellschaft von vielen Widersprüchen durchzogen ist, zeigten auch die fast schon pogromähnlichen Ausschreitungen in El Ejido im Februar 2000. Einheimische gingen auf die migrantischen Arbeitskräfte los, die in den Gewächshäusern für den Gemüseanbau arbeiten – zu äusserst schlechten Bedingungen und in absolut ungesichertem sozialem Umfeld. Der Gemüseanbau hat sich seit den 60er Jahren immer stärker ausgebreitet, so dass heute um die 90'000 Arbeiter:innen, meistens  mit migrantischem Hintergrund, in diesen Gewächshäusern arbeiten. Diese Problematik, wie auch die sehr hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere Jugendarbeitslosigkeit haben sicher auch dazu geführt, dass die neue rechtspopulistische Partei Vox in Andalusien einen Stimmenanteil von 11% erreichen konnte. Und ganz aktuell hat sich ein neuer Konflikt entwickelt: dem Bau von riesigen Solaranlagen in Andalusien sind die Bauern im Weg. Nun kommt es sogar zu Enteignungen.

Einen Überblick über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten in Andalusien, die religiösen Prozessionen, das Essen, die Naturreservate gibt Paul Ingendaay in seiner Gebrauchsanweisung für Andalusien. Einen Überblick über die Literatur aus Andalusien gewährt die vom Wagenbach Verlag herausgegebene Andalusien. Eine literarische Einladung.

Wer sich an die andalusische Küche wagen will, findet in Andalusien. Das Kochbuch von José Pizarro die ideale Begleitung dazu.

Hier finden Sie noch weitere Empfehlungen von uns zu Büchern zu Andalusien:

  • slide 1
    Brian A. Catlos
    al-Andalus
    Geschichte des islamischen Spanien
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 2
    Wolfram Weimer (Hrsg.)
    Andalusien
    Ein Reiselesebuch
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 3
    Ralf Junkerjürgen, Annette Scholz
    Andalusien
    Reiseführer zu den Orten des Kinos
    Broschiertes Buch mehr
  • slide 4
    Beat Sterchi
    Capricho. Ein Sommer in meinem Garten
    Eigentlich wollte der Autor zum Schreiben in das Haus in dem andalusischen Dorf kommen. Aber der rote Faden entzieht sich ihm wieder und...
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 5
    David Sala
    Das Gewicht der Helden
    Die autobiographische Graphic Novel zeichnet die Familiengeschichte des Autors nach, seine Kindheit, sein Aufwachsen, seinen Weg zum Zeic...
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 6
    Helena Janeczek
    Das Mädchen mit der Leica

    Taschenbuch mehr
  • slide 7
    Pierre Vilar
    Der Spanische Bürgerkrieg
    In dem kleinen Büchlein zum Spanischen Bürgerkrieg von 1936-1939 gibt der Spanienkenner Pierre Vilar einen Überblick über die Ereignisse&...
    Taschenbuch mehr
  • slide 8
    Antony Beevor
    Der Spanische Bürgerkrieg. 1936-1939

    Broschiertes Buch mehr
  • slide 9
    Adelaida García Morales
    Der Süden / Bene

    Broschiertes Buch mehr
  • slide 10
    Hans Magnus Enzensberger
    Der kurze Sommer der Anarchie

    Taschenbuch mehr
  • slide 11
    Antonio Gala
    Die Handschrift von Granada

    Taschenbuch mehr
  • slide 12
    Nikolas Jaspert
    Die Reconquista
    Christen und Muslime auf der Iberischen Halbinsel 711-1492
    Taschenbuch mehr
  • slide 13
    Georg Bossong
    Die Sepharden
    Geschichte und Kultur der spanischen Juden
    Taschenbuch mehr
  • slide 14
    Alexander Gschwind
    Diesseits und jenseits von Gibraltar
    Als Korrespondent unterwegs in Spanien, Portugal und Nordafrika
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 15
    Washington Irving
    Erzählungen von der Alhambra

    Gebundenes Buch mehr
  • slide 16
    Eberhard Geisler
    Es tagt schon im Orangenhain
    Skizzen zur spanischen Literatur
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 17
    Manfred Gmeiner (Hrsg.)
    Europa erlesen: Andalusien

    Gebundenes Buch mehr
  • slide 18
    Manfred Gmeiner (Hrsg.)
    Europa erlesen: Granada

    Gebundenes Buch mehr
  • slide 19
    Kersten Knipp
    Flamenco

    Taschenbuch mehr
  • slide 21
    Eduardo Manzano Moreno
    Hof des Kalifen
    Córdoba als Zentrum der islamischen Hochkultur
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 22
    Eduard Freundlinger
    Im Schatten der Alhambra
    Ein Andalusien-Krimi
    Taschenbuch mehr
  • slide 23
    Tariq Ali
    Im Schatten des Granatapfelbaums
    Ein Roman aus dem maurischen Spanien
    Taschenbuch mehr
  • slide 24
    Almudena Grandes
    Inés und die Freude
    "Es ist ein Roman über 'Spaniens Unglück', wie es einmal heisst. Über Niederlagen und verlorene Hoffnungen, über die Sehnsucht auf e...
    Taschenbuch mehr
  • slide 25
    Manuel Chaves Nogales
    Juan Belmonte. Stiertöter

    Gebundenes Buch mehr
  • slide 26
    Juan Goytisolo
    La Chanca
    Goytisolos Suche nach der Familie eines Freundes im Almería der Franco-Zeit steht im Spannungsfeld zwischen seinem sozialen Engagement fü...
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 27
    Waciny Laredj
    La Maison andalouse
    Mit La Maison andalouse von Waciny Laredj begeben wir uns auf eine lange und ereignisreiche Reise durch die fünfhundertjährige Geschichte...
    Broschiertes Buch mehr
  • slide 28
    Sara Mesa
    La familia

    Broschiertes Buch mehr
  • slide 29
    Ulrike Fokken
    Lesereise Andalusien
    Erdbeeren, Sherry und das ewige Morgen
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 30
    Richard Fletcher
    Moorish Spain

    Taschenbuch mehr
  • slide 31
    Kevin Barry
    Nachtfähre nach Tanger

    Gebundenes Buch mehr
  • slide 32
    Sara Mesa
    Quasi
    "Quasi", ein quasi vierzehnjähriges Mädchen, und der "Alte", ein aus der Gesellschaft gefallener, mittelalterlicher M...
    Taschenbuch mehr
  • slide 33
    Pierre Assouline
    Retour à Séfarad

    Broschiertes Buch mehr
  • slide 34
    Henrik Vilain, Ingo Schauser
    Rezepte aus dem Garten der Avocados

    Gebundenes Buch mehr
  • slide 35
    Linus Reichlin
    Señor Herreras blühende Intuition

    Gebundenes Buch mehr
  • slide 36
    Rolf Neuhaus
    Spanien unter dem Halbmond
    Unterwegs im abendländischen Morgenland
    Gebundenes Buch mehr
  • slide 37
    Dieter Haller
    Tangier/Gibraltar. A Tale of One City
    An Ethnography
    Broschiertes Buch mehr